Mydreamfever – Rough and Beautiful Place

von am 6. Januar 2022 in Album

Mydreamfever – Rough and Beautiful Place

Neoklassizistisch über kammermusikalische Field Recording-Schwaden gleitende Hintergrundmusik am Piano: Das Mysterium hinter Parannoul träumt als Mydreamfever von einem Rough and Beautiful Place.

Naturalistisch friedlich plätschern die formoffenen Melodien wie sanft wärmender Morgentau in eine unendlich angenehme Stimmung, wo der Frühling behutsam in den Sommer übergeht. Der Schönklang pflegt eine optimistische Zuversicht, schwelgt mit einer Wirkung, die fast schon an New Age-Gefilde erinnert, mehr noch aber daran, wie Life is Strange im Ghibli-Kosmos klingen könnte.
Rough and Beautiful Place erklimpert einen reinigenden Optimismus, eine so unendlich hoffnungsvolle Geborgenheit, die wie im kompakteren Moment is Now mit seiner zwitschernden Kinderspiel-Leichtigkeit im Rücken und sentimental-unbekümmerten Naivität gleichzeitig Ankommen und Aufbruchstimmung ist.
Nur Circulation fällt mit seinen ritualistisch in den Vordergrund rückenden Stammesmusik-Samples ein wenig aus dem Rahmen, funktioniert als schattierter Variation der Form jedoch immer noch homogen und absolut wunderbar, assoziativ und imaginativ perlend.

In Spirit of Love bekommt die Melancholie nach und nach einen Schwung, tänzelt über das Ende von Six Feet Under hinaus durch den sonnigen Park, wo Ether als asiatische Meditation am Bach mäandert, die Abgründigkeit nur eine Ahnung bleibt.
Die Wohlfühlzone der Platte ist stets entspannt und unaufgeregt, aber dynamisch – im finalen Titelstück bekommt das Ganze durch vorsichtige Tablas jedoch noch einmal einen zusätzlichen Drive im groovenden Rhythmus. Dass auch dabei das (vor allem in den ersten beiden Dritteln des Albums zumindest beinahe zum Greifen nahe) besondere Etwas fehlt, ist zu verschmerzen, wenn dieser Rough and Beautiful Place einfach ein wirklich einladendes, zauberhaftes Plätzchen an der frischen Kopfkino-Luft ist, dessen bittersüße Sehnsucht, eine Nostalgie für den Augenblick empfinden zu können, vor allem das Momentum auf seiner Seite hat: einen idealeren Veröffentlichungszeitpunkt (zumal unentgeldlich) als den Start in ein neues Jahr könnte es kaum geben.

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