Nils Lofgren – Mountains

Wie unzählige andere Musiker, die bis dahin an pausenlose Touren gewohnt waren, wurde auch Nils Lofgren von der Corona-Pandemie ins Studio getrieben. Seine Existenzgrundlage zieht Mountains zum Teil merklich aus diesem Müßiggang.
Für den Hörer mag es im ersten Moment nämlich zugegeben schon wie eine kaum essentielle Beschäftigungstherapie für den seine technischen Fähigkeiten diesmal verdammt unspektakulär in einem Koordinatensystem aus E Street Band, Crazy Horse und Ringo Starrs Allstar-Truppe in Szene setzenden Veteranenwirken, wie Mountains da ohne Brennen unter den Fingernägeln entspannt und unaufgeregt ein bisschen wie Willie Nelson klingt, wenn Lofgren (der einen Gutteil der instrumentalen Seite alleine stemmt) sich mit den Bassisten Kevin McCormick und Ron Carter, den Schlagzeugern Andy Newmark and Tim Biery, Percussionist Luis Conte und Harfenspielerin Christine Vivona als Kern-Backup im abgeklärten (Grand)Dad Rock dem Country, Americana und Heartland hingibt, wo Orgeln und Gitarren über relaxten Rhythmen aus der Zeit gefallen heulen.
Insofern scheint primär die Gästeliste von Mountains aufregend, die neben dem Howard Gospel Chor oder Cindy Mizelle auch viel prominenter (wenngleich absolut subversiv) Ringo Starr sowie Harmoniegesänge von David Crosby und Neil Young aufbieten kann (und tatsächlich überschatten die darauf stehenden Arrangements die simplizistische Kerne der Songs sogar überladend!), doch tatsächlich ist es dann doch die gediegen und kompetent funktionierende Souveränität des Songwritings, die letztendlich überzeugt.
Besser als die bluesigen Standard-Rocker (wie etwa der Ohrwurm Ain’t the Truth Enough, der seine simpel gestrickte, eingängige Hook im Chorus immer wieder repetiert; dem ein bisschen drückender in die 80er schimmernden Only Ticket Out, in dem Lofgren durchaus exemplarisch stimmlich ein klein wenig bemüht wirkt; dem knackiger und flotter angelegten Won’t Cry No More (for Charlie Watts) oder dem fast funky über der jazzig rumpelnden Rhythmussektion streunenden I Remember Her Smile) gelingen jedoch die weichen, balladesken Nummern.
Wenn Lofgren den Boss im souligen Highlight Back in Your Arms (dass dann aber halt auch aufzeigt, wieviel Luft bei Lofgrens eigenen Songs nach oben bleibt) wirklich herzerwärmend gefühlvoll covert, Nothin’s Easy (for Amy) angenehm sentimental in einfacher Schönheit plätschert, Dream Killer wie auch das ruhig schippernde Only Your Smile oder das versöhnlich am Klavier schwelgende Angel Blues gefällig durchläuft, ohne entlang solider Melodien wirklich zwingend bleibende Eindrücke zu hinterlassen, dann ist das einfach gut.
Schließlich reden wir bei Mountains immer noch von einer allgegenwärtigen Klasse, die über dem Durchschnitt liegend etwas Zeitloses artikuliert – und deswegen auch die Aufrundung zwischen den Punkten bekommt.
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