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Wenn es noch einen Beweis bedurfte, dass man sich auf die Empfehlungen von Phantom Winter verlassen kann - Als Tier ist der Mensch nichts liefert ihn - als an dieser Stelle übersehenes Jahreshighlight - prompt. Dabei hätte dies mit dem Langspiel-Erstling der Bielefelder ohnedies niemals passieren dürfen: Zu vielversprechend waren bereits die 2013 vorauseilende Demo, auch die Split-Veröffentlichungen mit Sun Worship und Paramnesia. Zudem heben Unru ihre finstere Melange aus rasendem Black Metal und zutiefst atmosphärischem Crust-Wurzeln auf Als Tier ist der Mensch nichts noch einmal derartig nachdrücklich auf eine neue Ebene, dass man sich über hiesige Breitengraden hinaus unmittelbar an die vorderster Genre-Front bewegt. Und nebenbei auch einmal mehr den Beweis erbringt, wozu man in der Sound-Hexenküche der Tonmeisterei so fähig ist.
Ohne die bisherigen fünf fantastischen Studioalben der Schweden unter Wert verkaufen zu wollen, legt List dann doch ohne Umschweife nahe: Martyrdöd haben sich einmal mehr selbst übertroffen. Über 38 Minuten hinweg fackelt die Band aus Göteborg hier ein Inferno ab, das atemlos im D-Beat galoppierend vom Crustpunk über den Death Metal bis hin zum Hardcore alles mit sich reißt, während alleine die Gitarrenarbeit so hypermelodisch aufdreht, dass es einen zwischen räudiger Brutalität und schwindelerregender Epik beinahe zerreißt. Oder anders gesagt: Martyrdöd waren immer schon eine Ausnahmeband – auf List drehen sie die Schrauben der Perfektion aber enger denn je. Mikael Micke Kjellman über seine Platten des Jahres:
CVLT war tatsächlich erst die vorwarnende Ouvertüre: Phantom Winter zelebrieren auf Sundown Pleasures die Leidensfähigkeit an den Abgründen der menschlichen Seele so exzessiv, so hässlich, so wunderbar.
Mirror for Psychic Warfare spielen obskur-herausfordernde Ambientmusik, die zu keinem Zeitpunkt verbergen will, dass die 46 Minuten dieses selbstbetitelten Debütalbums von zwei verdienten Köpfen des Post-Metal in unmittelbarer Neurot-Nähe erdacht wurden.
Das Prinzip der gleichzeitig abzuspielende Tonträgerveröffentlichung kennt man nicht erst seit Neurosis (als Tribes of Neurot begleiteten sie mit '[amazon_link id="B00000JJ2D" target="_blank" ]Grace[/amazon_link]' das hauseigene Meisterwerk '[amazon_link id="B002OHB2OA" target="_blank" ]Times of Grace[/amazon_link]') oder den Flaming Lips ('Zaireeka') - auch die Alleskönner von Boris selbst haben derartiges mit '[amazon_link id="B00AQJ4PKG" target="_blank" ]Dronevil[/amazon_link]' bereits 2005 abgehakt. Elf Jahre später denkt das japanische Trio diesen Ansatz deswegen auch gleich als Gemeinschaftsprojekt mit ihrem Merzbro, dem geistesverwandten Elektro-Terroristen Merzbow weiter.
'Lightless Walk' schließt den über die beiden EPs 'Nothing for Us Here' und 'Useless Animal' vorangetriebenen Entwicklungsprozess von Cult Leader vorerst ab: Auf ihrem Debütalbum führt die Konkursmasse von Gaza eindrucksvoll und endgültig vor, warum sie sich seit jeher "We once were another band, and now we're a better one" auf ihr Banner geschrieben hat.
Dass Black Metal längst nicht mehr an Konventionen gebunden sein muss ist auch in Down Under bekannt: dort verschmelzen Hope Drone auf ihrem Relapse-Einstand 'Cloak of Ash' derzeit als Kontinentalmeister (nichts für ungut, Woods of Desolation!)die verschiedensten Schattierungen des Genres rund um Post-Metal, Crust und Postrock.
Matt Pike sieht auf aktuellen Promofotos nicht nur deutlich gesünder aus als die letzten Jahre über, sondern hat sich sogar dazu überreden lassen, sich permanent ein T-Shirt über den schlacksigen Körper zu werfen. Auf dem siebenten Album seiner Band bleibt dagegen weitestgehend alles beim Alten: High in Fire zementieren mit einem wuchtigen Mehr an Melodiösität ihren Status als moderne Klassiker der Metal.
Steve von Till bleibt auf 'A Life Unto Itself' der naturverbundene Folkbarde, dessen Songs eine vorzeitliche Mystik anhand einer erhabenen, zurückgenommenen Tiefe beschwören. Auf seinem vierten Soloalbum öffnet der Harvestman und Neurosis-Kopf seine archaischen Kompositionen allerdings auch deutlicher denn je erweiternden Einflüssen.
Bell Witch werden auf 'Four Phantoms' zu Alchimisten des Funeral Doom: Mit vier ambitioniert-erschlagenden Songmonolithen von bis zu 23 Minuten Länge huldigen sie den Grundelementen Erde, Feuer, Wasser, Luft und hieven ihr Songwriting dabei freigeistig auf eine neue Ebene.