Pijn – From Low Beams Of Hope
Pijn versprechen mit From Low Beams Of Hope „the band’s most abstract work“, meinen damit aber vergleichsweise konventionellen „cathartic, heavy post-rock from Manchester, UK.“. Was das Zweitwerk durchaus adelt.
Joe Clayton (Guitar), Jon Vernon (Drums), Maggie Lister (Cello), Ed Bottomley (Bass, Saxophone), Thomas Ragsdale (Tape loops, Bass VI, Keys) und Claire Northey (Violin) spielen ihren Genre-Tribut durch die personelle und instrumentale Bandbreite mit einem kammermusikalischen Einschlag irgendwo hinter die Schneise, die Grails oder Godspeed auf der einen, und Russian Circles oder Pelican auf die anderen Seite des Horizonts geschlagen haben. Und sie tun dies mit der nötigen eklektischen Kompetenz, um sich nicht in der generischen Redundanz zu verlieren.
Our Endless Hours folgt seinen pulsierenden Drums mit sinistren Streichern im treibend klackernden Spannungsaufbau. Später runden zurückhaltend eingesetzte Bläser und angedeutete Harmonie-Gesänge die Arrangements ab, nur um dann umso härter zuzupacken und doch einen jazzig trillierenden Hoffnungsstrahl im Ausklang zu finden. Carved Expanse übernimmt dort malerisch, rockt letztlich heroisch mit triumphalen Subtext. Die Atmosphärearbeit der Band ist dicht gestrickt und mit leicht postapokalyptischen Hoffnungsschimmer versehen; das Songwriting von From Low Beams Of Hope ist fesselnd und smart genug, um jenseits von vorhersehbaren Laut/Leise-Dynamiken und den immer selben Crescendos zu funktionieren.
All das gelingt, ohne deswegen gravierend originell zu wirken oder sich einen wirklichen Genieblitz abringen zu können.
Insofern ist es auch kein Widerspruch, dass Pijn sechs Jahre nach ihrem Debüt Loss eines der bisherigen Highlights im Post Rock/ Metal gelingt, obwohl man noch immer nicht ganz auf Augenhöhe mit den Szene-Messlatten operiert.
Schließlich dreht das Kollektiv an den richtigen Stellschrauben, um das 2018 angedeutete Potential noch effektiver abzurufen: wo die Produktion wieder kraftvoll und vielschichtig bleibt, wurde das mäandernde Fett getrimmt, das (durchaus auch mit weinendem Auge beobachtet werden dürfende) Weglassen von Gesangs-Passagen schärft den Fokus, und mit nur vier Songs in 45 Minuten findet From Low Beams Of Hope ganz grundlegend besser auf den Punkt als sein Vorgänger.
Wie sich das kantig schimmernde On The Far Side Of Morning in dynamischer Tragik aus Elementen des Math und Score-Ambient gleichermaßen speist, um eine erlösende, tröstende Öffnung zu erfahren, ist insofern schon das Bespielen einer neuen Eben für die Band. A Thousand Tired Lives wirkt danach im verschroben Groove trotz eines die Imponier-Geste auffahrenden Riffs und seiner tollen Noir Jazz-Suspense-Texturen im runden Abschluss des Albumflusses nur wie ein gehobener Standard, stützt damit aber das grundsolide Fundament einer Platte, die Abstraktion als Bodenständigkeit interpretiert.
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