Pijn – Desperately Held
Pijn, das sechsköpfige Kollektiv aus Manchester, spendiert dem erste wenige Wochen alten zweiten Studioalbum From Low Beams Of Hope mit Desperately Held einen kleinen EP-Bruder.
Auf diesem reduzieren die Briten die Spielzeit trotz einer abermals vier Nummern umfassenden Tracklist nicht nur um rund die Hälfte (also auf knapp 22 Minuten), sie befreien den Postrock auch vom Songwriting und legen ihn alleine als Klangteppich über den gestalterischen Mitteln des Drone, Score und Ambient aus.
Die Band selbst ordnet Desperately Held insofern als „an ambient reworking of ‚From Low Beams Of Hope‘, exploring the cinematic soundscapes and textures used more subtly in the original release“ ein. Die vage bleibenden Stimmungsbilder wollen so alleine als atmosphärische Hintergrundmusik für das Kopfkino einnehmen.
Ein düsterer Melancholie-Nebel liegt unter dem weichen Endless, darüber ziehen nachdenklich die minimalistisch angeschlagenen Klaviertasten in Zeitlupe. Später schmiegen sich bekümmerte Streicher daran, als würde man vor dem inneren Auge durch eine malerische Prärie oder den einsamen Wald einer Schneelandschaft gleiten. Carved addiert eine Prise Noir Jazz als Erinnerung an die abgründigen Bilder von Grails, und Morning ist der ziellose Ausschnitt einer Space-Odyssee in Zeitlupe, durch das das Echo einer verwaschenen kammermusikalischen Erinnerung weht.
Lives baut Spannungen im Suspense auf, ausnahmsweise gar sparsam ein Schlagzeug nutzend. Aber natürlich gibt es selbst hier keine Explosion der aufgestauten Energien, keine Auflösung. Diese Konsequenzlosigkeit teilt der Closer mit den restlichen Tracks der Platte, doch wird es ob des grundlegenden Zuges der Nummer diesmal dann doch frustrierend, wenn das Material einfach verpufft, als müsste sich irgendein externes Momentum um den befriedigenden Klimax kümmern, den die Musik so dezidiert ausspart.
In der richtigen Erwartungshaltung funktioniert des Ansatz des Compagnion Piece Desperately Held im Ganzen dennoch. Die EP entlässt nicht so enervierend, wie es eigentlich der Fall sein müsste, weil der Trabant imaginativ einnehmend anziehend funktioniert, die Gedankenwelt mit selbstreferentieller Unklarheit auf Reisen schickt.
Wirklich schlüssig will sich das Material so zwar vielleicht nur im Kontext mit dem Album an sich erschliessen (mit dessen Präsenz als Pluspunkt es hier ein Aufrunden bei den Punkten in der Bewertung gibt), als zwangloser Soundtrack abseits des Alltag überzeugt der dem Postrock entsagende Epilog jedoch.
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