Pixies – EP2

von am 5. Januar 2014 in EP

Pixies – EP2

Sollen sie doch auch diesmal ruhig wieder alle was davon krakeelen dass das hier nicht  mehr die „richtigen Pixies“ sind – Frank Black und Co. legen auf der zweiten EP innerhalb weniger Monate die nächsten vier neuen Songs vor – und auch diesmal passt Qualität und Stallgeruch.

Um einleitend noch einmal Abbitte zu leisten: ‚EP-1‚ hat sich mit jedem Durchgang weiter gemausert, süchtig gemacht und letztendlich durchaus als würdig erwiesen, in das makellose Erbe der Alternativerock-Götter namens Pixies einzutreten – das hätte sich an dieser Stelle durchaus eine höhere Bewertung verdient gehabt. Was die Sache hinsichtlich ‚EP2‚ nun freilich ein wenig kompliziert macht, wollen die Dinge doch nicht abermals überstürzt werden und von absurden Erwartungshaltungen befreit betrachtet werden.
Die Pixies halten das auf der Vorgänger-EP vorgegebene respektable Niveau jedenfalls auch im zweiten Anlauf des Tonträgercomebacks – oder zumindest beinahe, unterschreiten sie die selbst gelegte Latte doch ein klein wenig, auch, weil diesmal kein Song den klammheimlichen Zug zur insgeheimen Sternstunde andeutet.

Dazu ist der Beginn mit der endlich endgültigen Version des so oft veränderten ‚Blue Eyed Hexe‚ („It’s a tale from the northwest of the country and it’s a witch-woman kind of a song. That’s what a hexe is. And she’s a blue-eyed hexe!„) zumindest gewöhnungsbedürftig. Entlang eines überraschend uninspirierten Gitarrenriffs in Mundwinkel nach unten ziehender AC/DC(!)-Manier  und cheesy auf den Punkt tackernden Cowbells hangeln sich die Pixies breitbeinig in die Stadien. Und trotzdem: spätestens wenn Santiago und Black zum Gitarrensolo ansetzen und sich der Pixies-Frontmann plötzlich hysterisch die Stimmbänder wund zu kreischen beginnt liegt das alles doch wieder ziemlich unterhaltsam neben der Spur, macht Spass und fühlt sich an wie der ungeliebte Stiefbruder von ‚U-Mass‚.
Übrigens das einzige richtige Déjà-vu der Platte, obwohl es anderswo beabsichtigt gewesen wäre: ‚Greens and Blues‚ war laut Black als das „bessere“ ‚Gigantic‚ konzipiert („to create, something that would musically, emotionally and psychologically sit in the same place that Gigantic has sat and serve as a show-closer„). Am Versuch Perfektion zu verbessern scheitert Black in diesem Fall aber natürlich.

Das lässt sich jedoch problemlos verschmerzen, weil ‚Greens and Blues‚ trotzdem ein dreieinhalbminütiger, halbakustischer Ohrwurm in klassischer Pixies-Tradition geworden ist, beinahe irritierend freundlich und gleichzeitig beschwingt melancholisch dösend. Den größten Single-Hit stellt trotzdem das stampfende ‚Snakes‚ dar: die verschmitzt grimmige Strophe lösen die Pixies mit einem geradezu plump eingängigen Refrain voller hochinfektiösem Nonsens auf: „Snakes are coming to your town/ in tunnels underground, some travelling over ground…/ They’ll be right next to you/ Snakes up against me too/ There’ll be nothing to do when the rattles shake.“ Regelrecht schwerfällig tänzelt dagegen die fies und fuzzy schabende ‚Magdalena‚ in die Psychedelik-Kerbe und von dort weiter in die Gehörgänge. Und obwohl die Pixies damit im Gesamten wieder abwechslungsreich agieren und ein breites Spektrum in den eigenen Grenzen beackern, bietet ‚EP2‚ nicht ganz soviel zu entdecken wie es der direkte Vorgänger tat – man hört sich schneller an den diesmal noch eingängigeren, geradlinigeren Songs satt.

Was neben zahlreichen Killerhooklines und prägnanten Melodien beinahe in den Hintergrund tritt sind die selben kleinen Makel wie bei der ersten Comeback-EP. Der modernere Sound wurde von Stammproduzent Gil Norton wieder eine Spur zu sauber gerade gebogen, vom hüftsteifen Dadrock ist man allerdings weit entfernt. Und natürlich fehlt Kim Deal weiterhin schmerzlich zwischen den Zeilen.
Apropos Bassspiel: das übernimmt auf ‚EP2‚ noch einmal Simon ‚Dingo‘ Archer, nachdem die „zweite Kim“ (Shattuck) nach dem ominösen Crowdsurfing/Handshake/Whatevere-Zwischenfall ja bekanntlich ziemlich unrühmlich in die Wüste geschickt wurde um wiederum dezent überraschend durch Paz Lenchantin ersetzt zu werden. Ob das bis zur noch dieses Jahr kommen sollenden nächsten EP hält bleibt erst einmal abzuwarten. Die Vorfreude darauf ist ungeachtet dessen weiterhin groß – denn mittlerweile weiß man ja: dieses Comeback kann etwas!

06Vinyl / Download im Webshop der Band

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