Saber – Without Warning

von am 21. Januar 2021 in Album

Saber – Without Warning

Saber, ein Quartett aus L.A, spielt auf seinem Debütalbum Without Warning einen versierten Epigonen-Aufguss der 80er Heavy/ Speed Metal-Riege – ohne dabei (zumindest vorerst noch) eine ernsthafte Konkurrenz für Erbverwalter wie Lord Fist darzustellen.

So ganz ohne Vorwarnung ist dieser unvermittelt zum neuen Jahr veröffentlichte Tatbestand dann freilich nicht eingetreten – die erste Single Speed Racer, hier als Closer aufgefahren, hat 2019 eigentlich ziemlich exemplarisch vorweggenommen, worum es Saber geht.
Einen Langspieler später die Bestätigung: Steven Villa (vocals), Joel Dominguez (guitar), Jesus Decay (guitar), David Sanchez (bass) haben mit dem zweckdienlich eingegliederten Gast-Schlagzeuger und Haunt-Mastermind Trevor William Church einen effektiven Genre-Aufguss eingespielt, der zahlreiche schmissige Hooks und noch mehr aufdrehende Solos parat hält. Gerade die Call and Response-Parts um Outlaw oder We’ll Meet Again brüllt man gerne mit, eigentlich ungehört, während Songs wie die vorausgeschickten Einzelsongs auch im Kontext representativen Spaß machen  und Stücke wie Midnight Rider aufzeigen, dass ein noch konsequenterer Blick zu Thin Lizzy, den 70s und der NWOBHM Saber entwicklungstechnisch in Zukunft noch gut tun könnten.

Was uns zu gegenwärtigen Problemen bringt. Praktisch jedes Element der Platte ist absolut generisch als Abziehbild erdacht, jedes Riff wirkt formelhaft aus dem Kannon des Genre-Baukastens kopiert; man meint alles bereits irgendwo gehört zu haben, ie Platte galoppiert handwerklich adäquat im 08/15-Schatten. Hängen bleibt vom versierten Songwriting aus rein instrumentaler Sicht bei aller Kompetenz – auch, weil sich der kurzweilige Reigen über keinen leeren Meter zurücklegende 29 Minuten nie die Zeit nimmt, das Tempo auch einmal ein wenig zurückzufahren – deswegen leider wenig.
So ist es der Verdienst von Sänger Villa, seiner Band Identität und Reibungspunkte zu geben. Mit seiner androgynen Stimme reizt er manchmal mit der zu penetrant gestikulierender Intonation, was aber auch daran liegt, dass der Mix ihn enervierend prominent nach vorne rückt. Allerdings zeigt er alleine dann schon immer auf, wenn sein Organ mit Helium trilliert und starke Screams und Spitzen losgelassen werden. Das hebt Without Warning dann auch über den Durchschnitt und nutzt doch irgendwo das Momentum: Bis man die Platte vergessen hat dauert es nicht lange – sie erspielt sich dabei aber einen wohlwollenden Platz an der Nietenjacke.

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