Samlcr – Untitled
Samantha Rodrigues da Cruz badet nicht zu lange alleine in der Aufmerksamkeit, die A Lonely Sinner für ihr Alias Samlcr generiert hat, sondern legt postwendend mit einer namenlosen – behelfsmäßig als Untitled firmierenden – EP nach.
Diese verteilt ihre insgesamt rund 13 Minuten Spielzeit ziemlich unausgeglichen auf zwei Seiten, nimmt a doch nur 101 Sekunden in Anspruch, während b sich über den Rest spannt.
Besagtes a ist dabei ein zärtlich-filigranes, ungeschliffen rohes und zutiefst verletzliches DIY-Folk-Geklampfe im schummrigen Andenken an die traurige Intimität von Mount Eerie oder frühen Microphones, wobei eine sparsame Acoustic Gitarre, gehauchter Gesang, ein bisschen Klavierbegleitung sowie ein paar zufällig rumpelnde, übersteuerte Snare-Schläge in der Homerecording-Atmosphäre genügen, um eine fesselnde Stimmung zu erzeugen – die es dann auch essentieller, als das streng genommen nicht sondern individuelle, kaum mit prägnanten Ideen hängen bleibende Songwriting an sich.
Darauf baut das noch bessere b über knapp elf Minuten (nach dem Einstieg bald weitestgehend instrumental agierend) auf, entschleunigt und sich vage hin zum Postrock verformend, und nutzt die Weite seiner offenen Strukturen. Rückwärts gespulte Loops schiefer Violinen-Samples steigen in das Schrammen der Gitarre, stellen sich avantgardistisch und dissonant quer, bevor sich die Nummer harmonischer in die milde Aufbruchstimmung eines sonnigen Sonntagmorgens legt; Anlauf nimmt, sich vom Rhythmus des Schlagzeugs an der Hand nehmen lässt, und am Rand des Optimismus zur dröhnenden Kakophonie tänzelt – dann aber doch lieber versöhnlich im elegischen Ambient taucht, um sich zu kaputt scheppernden Eruption zu wispern, ein bisschen apokalyptisch im Geiste der Swans zu wirbeln, und im tragisch ausblutenden Crescendo herunterzufahren. Ein paar Elemente wirken dabei zwar auf den ersten Blick wie wahllos eingeschobene Reizpunkte, setzten aber spätestens auf den zweiten eigenwillig hängen bleibende Konterpunkte, bevor vor allem das grandiose Finale die Elemente der Nummer mit dem Blick zum Klimax auf instinktive Weise schlüssig als Katharsis bündelt.
Was dann als Epilog zu A Lonely Sinner gerade als großes Ganzes sehr dicht in seinen melancholischen, schöngeistigen Bann zieht, den Spannungsbogen rund schließt – auch wenn die hierfür Pate stehenden Vorbilder weiterhin in einer anderen Liga spielen: Untitled hat das gewisse Etwas.
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