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Die Leiden des jungen James Blake, Teil 3: Wo der kühle Elektro-Soul seiner ersten beiden stilbildenden Studioalben durchaus auch aufgrund all der Räume faszinierte, die der heute 28 Jährige Brite in seinem minimalistischen Songwriting offen ließ, füllt das soundtechnisch reifere The Colour in Anything diese Flächen nun erstaunlich schlüssig mit mehr Dichte und flirtet mit einer verinnerlichten Formvollendung - setzt dabei aber auch eine gehörige Menge Ballast an.
Auf 'New History Warfare Vol. 3: To See More Light’' arbeitete Colin Stetson mit Hilfe der Stimme von Bon Iver Buddy-Justin Vernon bereits hart daran, seinen Saxophon-Fieberträumen neue Ebenen zu erschließen. Für 'Never Were the Way She Was' kommt er diesem Ziel auf anderem Wege sogar noch näher - indem er im Verbund mit Violinistin Sarah Neufeld seinen Expansionsdrang nach innen kehrt.
Und sie erwischen einen schon wieder am falschen Fuß: Von Spar erfinden unter Zuhilfenahme von schwerelosem Softrock, elektronischem Pop und nostalgischem Captain Future-Soundgewand auf 'Streetlife' den unaufgeregt-tanzbaren Krautrock für die Disco.
Ein eklektisches Vergnügen: James Vincent McMorrow erfindet sich nach dem einschlagenden Erfolg seines Debütalbums von Grund auf im Post-Dubstep-Umfeld neu und bearbeitet gekonnt aber wenig eigenständig die Nahtstelle aus Everythings Everything's tanzberuhigter Elektronik, James Blake'schem Digital-Soul und dem sehnsüchtigen Popmomenten von Volcano Choir.
Das grundsätzlich interessante Gesamtkonzept hinter 'Scratch My Back' und 'And I'll Scratch Yours' ist ein wenig in die Hose gegangen. Erst entpuppten sich Gabriels Interpretationen fremder Songs als wenig überzeugend - und ganze zwei Jahre später hängt der oftmals verschobene Gegenpol dazu ähnlich bedeutungslos in der Luft.
Mit ihrem Zweitwerk finden Volcano Choir zu sich: tatsächlich präsentiert erst 'Repave' die Symbiose aus Justin Vernon und dem Postrock-Kollektiv Collections of Colonies of Bees erstmals als ineinandergreifendes Bandgefüge - mit Songs, die diesmal eben auch mehr sind, als nur lose miteinander verankerte Ideen und Tagträume.
"Hurry up with my damn massage / Hurry up with my damn ménage / Get the Porsche out the damn garage/ I am a god". Danach ordert Kanye aggressiv Massagen, ist ungeduldig wenn es darum geht in Pariser Cafes auf Croissants zu warten, genießt "asian pussy"'s nur mit "sweet and sour sauce" und hat auch sonst noch die eine oder andere Lebensweisheit parat: "You see there's leaders and there's followers/ But I'd rather be a dick than a swallower".
"The Shape of Jazz to Come"? Vermutlich eher nicht. Denn wie sollen andere Musiker derartiges nachahmen, wenn sich Normalsterbliche nicht einmal ansatzweise ausmalen können, wie der vielbeschäftigte Colin Stetson die unfassbaren Songs seiner Solokarriere überhaupt komponieren konnte.
Justin Vernon hat vorerst genug davon mit Bon Iver als Galionsfigur des Folk herzuhalten - und bei dieser Gelegenheit den Bluesrock. Der zwangslose Spielspaß den Vernon mit seinen zwei Kumpels als The Shouting Matches dabei so authentisch versprüht übertaucht dann auch gekonnt etwaige Luftigkeiten im Songwriting.
Tom Krell alias How to Dress Well dürfte in seine Kindheit vermutlich gerne Michael Jackson und Marvin Gaye zugehört, sich in den letzten Jahren aber doch vordergründig auf Musik mit Pitchforks 'Best New Music'-Auszeichnung spezialisiert haben. So entstehen eben wärmende Laptop-Soulpopplatten mit unterkühlter Ästhetik.