Volcano Choir – Repave
Mit ihrem Zweitwerk finden Volcano Choir zu sich: tatsächlich präsentiert erst ‚Repave‚ die Symbiose aus Justin Vernon und dem Postrock-Kollektiv Collections of Colonies of Bees erstmals als ineinandergreifendes Bandgefüge – mit Songs, die diesmal eben auch mehr sind, als nur lose miteinander verankerte Ideen und Tagträume.
Der Volcano Choir-Albumeinstand ‚Unmap‚ klingt nun, vier Jahre nach seiner Veröffentlichung und vor allem im direkten Vergleich mit ‚Repave‚, noch stärker nach einem noch scheuem Annähern, vorsichtigen Abtasten und unverbindlichen Ausprobieren der beiden Parteien, in seiner Skizzenhaftigkeit nach einer ziellosen und unfokussierten Spielwiese der Möglichkeiten. Zu selten wurde bei der seinerzeit zwangsläufig noch etwas sporadisch – um nicht zu sagen: halbherzig – ablaufenden Zusammenarbeit via Mail und Skype das Potential genutzt, dass nicht zuletzt ‚Island, Is‚ oder die in weiterer Folge gerne wiederverwendete Vocoder-Vorstellung ‚Still‚ durchwegs andeuteten. Seitdem ist freilich viel passiert. Weniger für Collections of Colonies of Bees, die mit anhaltend überschaubarem Erfolg die Nischenszene von Wisconsin beschäftigen, als für Vernon selbst: der ist eben mit dem zweiten Bon Iver-Album endgültig durch die Decke gegangen, Grammy-Preisträger und Dauergast bei Kanye West.
Als Ausgleich dient da notwendigerweise die Konzentration auf die Arbeit im kleineren, familiären und freundschaftlichen Umfeld (siehe etwa: Kathleen Edwards, The Shouting Matches oder Colin Stetson) – was nun eben auch dem Projekt Volcano Choir deutlich zugute kommt. Denn ‚Repave‚ ist nun eben in nahezu jedem Punkt stringenter und zielgerichteter als sein direkter Vorgänger. Zwar ist die durchschnittliche Spielzeit der einzelnen Songs sogar gestiegen (mit 8 Tracks in 39 Minuten betreiben Volcano Choir ihr Handwerk dennoch weiterhin kompakt), die empfundene Dauer abseits allzu mändernder Soundlandschaften jedoch gesunken, wenn das Kopfkino diesmal unmittelbareren Visionen folgen darf und ‚Repave‚ zudem phasenweise geradezu überschwänglich sein gesteigertes Händchen für Melodien und Eingängigkeit präsentiert: ‚Comrade‚ lässt seinen großen, funkelnden Refrain mitsamt polternder Percussion förmlich aus dem restlichen blitzenden Songgefüge herausplatzen; ‚Byegone‚ hat nicht nur eine triumphale Gitarrenlinie in der Auslage, sondern bereitet damit hymnenhafte, chorgestemmte Augenblicke vor, die derart feierlich sonst nur Arcade Fire und Co. bedienen; ‚Dancepack‚ loopt seine Gitarren zum überschwenglich stampfenden Rhythmus bis der Songtitel keineswegs Lügen gestraft wird.
Mit Nummern wie dem anfangs akustisch gezupften und im leisen Marschrhythmus wandelnden, später dann reich aber schüchtern instrumentierten ‚Holocene‚-Bruder ‚Tiderays‚ bleiben Volcano Choir dabei trotzdem eine durchwegs intime Angelegenheit, die sich zwischen Stimmeffekten, akustischem Indie und elektronisch bearbeiteten Folk nahtlos in Vernons restliches Schaffen einfügt. Postrock ist hier keine Referenz, viel mehr speisen Volcano Choir ihr Songwriting mit collagenhaften Soundschnipseln im Hintergrund sowie sorgsam ineinander perlender, einnehmender Atmosphärearbeit. ‚Acetate‚ arbeitet so als motivierter Kuschelrocker mit verhalten bratender E-Gitarre tröpfelden Piano auf seinen verbrüdernden Gemeinschaftsgesang hin, ‚Alaskans‚ ist ein stimmungsvoll berührendes Stück Reduktion für die eingeschneite Berghütte in der Einsamkeit.
Am Ende fällt ‚Repave‚ mit dem enervierenden Klanggewächs ‚Keel‚ und dem elektronisch unterspülten aber nicht ankommenden‘Almanac‚ zwar ansatzweise wieder in die Spur von ‚Unmap‚, wodurch auch der Eindruck entsteht, dass ‚Repave‚ im Gesamten doch noch ein wenig zu beiläufig um seine wirklich herausragenden Momente umherfließt. Denn grundsätzlich spielt der Schritt hin zu deutlich mehr Konventionalität der Band durchaus exzellent in die Karten, macht Volcano Choir dank ‚Repave‘ zur naheliegensten Ersatzdroge während der Bon Iver-Pause.
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