Stephen Malkmus & The Jicks – Wig Out at Jagbags

von am 5. Januar 2014 in Album

Stephen Malkmus & The Jicks – Wig Out at Jagbags

Das bestmögliche Post-Pavement Album hat Stephen Malkmus wahrscheinlich ohnedies bereits aufgenommen, weswegen der ewige Slacker die Dinge auch im sechsten Anlauf ganz gelassen angeht und zum verspielten Schaulaufen der lakonischen Möglichkeiten einlädt.

Dieser Stephen Malkmus mal wieder. Macht auch auf ‚Wig Out at Jagbags‚ was er immer macht, vielleicht eine Spur weniger um die Ecke gedacht als zuletzt: der Prog rückt im lässig aus dem Ärmel geschüttelten Songwriting wie eigentlich schon auf dem brillant poppigen ‚Mirror Traffic‚ in den Hintergrund – ‚Planetary Motion‚ darf trotzdem mit der zweistimmigen Fuzzgitarre von Solo zu Solo schlendern, ‚Independence Street‚ ebenso, nur noch zurückgelehnter und besser, ‚Houston Hades‚ im rauschenden Jamexzess beginnen und sich als souliger Lovesong ein orgelndes Countryfinale genehmigen, während ‚Surreal Teenagers‚ dann doch noch hemmungslos zwischen seinen Parts umherspringt und die Dada-Keule bis nach Mikronesien Kreisen lässt: „If you choose to copulate, you better go home fast„. Soviel dazu. Aber wer elaborierten Mahavishnu Orchestra-Tendenzen über ‚Cinnamon and Lesbians‚ philosophiert hat die Kunst der Lückenfüllertexte ohnedies perfektioniert. Oder aber: „Wig Out at Jagbags is inspired by Cologne, Germany, Mark Von Schlegell, Rosemarie Trockel, Von Spar and Jan Lankisch, Can and Gas; Stephen-Malkmus-imagined Weezer/Chili Peppers, Sic Alps, UVA in the late 80’s, NYRB, Aroma Charlottenburg, inactivity, Jamming, Indie guys tring to sound Memphis, Flipper, Pete Townshend, Pavement, The Joggers, The NBA and home life in the 2010’s…

Die zwei Jahre Aufenthalt in Deutschland haben aus dieser Liste die deutlichste Spur auf ‚Wig Out At Jagbags‚ hinterlassen. Ob Malkmus dafür mitten drin im Geschehen ist oder doch darüber steht bleibt aber wie immer offen – der ewige Seilztanz zwischen charmanter Ironie und ehrlicher Verneigung, sarkastischer Persiflage und amüsierter Hommage setzt sich auch auf ‚Wig Out at Jagbags‚ nahtlos fort. Beispielsweise: „This one’s for you, granddad!“ schreit es in ‚Rumble at the Rainbo‚ direkt aus dem Pit der Hardcore-Show, „Come and join us in this punk rock tune/ Come and slam dance with some ancient dudes“ legt Malkmus nach und spielt seinen prägnanten Slackerrock entgegen aller Ankündigungen mit schelmischen Grinsen um keinen Millimeter aus der eigenen Komfortzone heraus. Oder zumindest beinahe – eine Ska-Passage und der kleine Zehen im Metal sind dann doch drinnen.

Für das entspannte Easy-Listenig-Intermezzo ‚J Smoov‚ holt Malkmus Synthies und Streicher ins Boot, dazu von Ex-Nachbar Nachbar Fran Healy vermittelte Bläser, die mit Kippen im Mundwinkel und sehnsüchtiger Romantik in den Augen aufspielen, während er selbst lässt seine Gitarre dezent in den Postrock-Kosmos kreiseln lässt. Mit der selben Brasssektion feiern die Jicks in ‚Chartjunk‚ auch noch einmal eine swingende Party im Fernsehgarten – die Arbeiten mit Beck haben hier am deutlichstenihr Spuren hinterlassen.
We lived on Tennyson and Venison and The Grateful Dead / It was Mudhoney summer, Torch of Mystics, Double Bummer“ wird Malkmus zuvor nostalgisch, nur auf den ersten Blick. „We grew up listening to the music from the best decade ever/ Talking ‚bout the A-D-Ds.“ feiert der 47 jährige Junge Malkmus im munter in den Sommer of Love klimpernden ‚Lariat‚ – dem schwungvollen besten Song und Beinahe-Smash-Hit der Platte – euphorisch…was auch immer. Das ist letztendlich keine richtige Ironie und vor allem nicht todernst, das ist verschmitzte, verquere Malkmus-Genialität par excellence. Wieder einmal. Übrigens auch paradoxerweise der einzige Grund ‚Wig Out at Jagbags‚ nicht vorbehaltlos abzufeiern: weil der aus Berlin wieder abgewanderte Kalifornier mit den Jicks einfach schon noch besser war und sich die Latte nicht zuletzt mit dem großartigen ‚Mirror Traffic‚ selbst verdammt hochgelegt hat. Dem Fan kann’s egal sein: ‚Wig Out at Jagbags‚ liefert keine Überraschungen, aber ein Dutzend potentieller neuer Lieblingslieder – wenn man so will.

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