Tennis – Face Down in the Garden

von am 5. Juni 2025 in Album

Tennis – Face Down in the Garden

Alaina Moore und Patrick Riley verabschieden sich nicht nur mit einem adäquaten Rant gegen Pitchfork von Tennis, sondern in Form von Face Down in the Garden auch mit dem siebenten tollen Album des Duos am Stück.

Ein bisschen mehr noch als eigentlich praktisch alle seit dem 2011 veröffentlichten Debüt Cape Dory erschienenen Tennis-Alben ist gerade der Schwanengesang Face Down in the Garden kein Werk, das eine unmittelbare, bedingungslose Euphorie entfacht.
Das mag im Jahr nach dem schattenwerfend nicht unähnlich gearteten, nahezu perfekten Magdalena Bay-Zweitwerk wohl auch an der Tatsache liegen, dass sowohl Pollen (2022) und Swimmer (2020) im direkten Rückspiegel, aber auch das gerne übersehene Schaffen des Duos bis dahin mit den klarer herausragenden Highlights-Songs aufzeigte, mit prägnanteren Hooks die zwingenderen Hits hofierten – da kann alleine schon das bittersüß bimmelnde, tiefenentspannt groovende Nostalgie von At the Wedding diesmal noch so vehement einen Instant-Platz auf jeder Sommer-Compilation des Jahres reservieren.

Anstelle selektiver Sternstunden weiß das ausfallfreie Face Down in the Garden gerade in seiner kompakt gehaltenen Summe von knapp 29 Minuten Spielzeit mit einem ausgewogenen Niveau entwaffnend zu gefallen.
Als hätte die Band hinter dem geöffneten Ventil der Frustration in musikalischer Hinsicht ihren Frieden mit dem eigenen Status Quo gemacht, weswegen man sich den Luxus leistet, sich mit einem unspektakulären, beiläufigen Werk zu verabschieden, das niemanden mehr überzeugen muss – genau dies aber, scheinbar mühelos trittsicher in der angestammten Synth-meets-Brill Building-Indie-Komfortzone des Ehepaares aus Denver mit einer in sich geschlossenen Kohärenz in Sachen Klasse und Stil agierend, kann.
Im heimeligen Wohlbehagen des soften Pop schmiegen sich so in warmen, unaufdringlichen Sound und einem niemals übersättigenden Vibe die zurückhaltenden, fast schüchternen Ohrwürmer in sentimentaler Melancholie aneinander und nehmen die warmen Temperaturen der anstehenden Monate als milden Rückenwind.

At the Apartment nimmt sich beinahe zu wenig Zeit, um sich nach dem Aufwärmen im jazzigen Flair entspannt gehen zu lassen, Through the Mirror schunkelt behutsam schrammend und blinkend irgendwann betörend gelöst und der Urlaubs-Filler I Can Only Describe You gönnt sich latente Lana-Vibes, derweil Weight of Desire ätherisch treibender Dream Pop im Club am Strand für Leute ist, die sich sonst nur mit Kate Bush wohl fühlen.
Überhaupt bewegen sich Tennis bei ihrem letzten Match so weit in den Dream Pop wie nie zuvor. Nicht nur das dösende Always The Same erinnert absolut an Beach House, sondern auch das knuffig mit Tame Impala-Rhythmus-Ästhetik meditativ-lässige Sister („I’ve never been discreet about anything / …/ You have your dreams and I have mine/ And for a little while, they’ll be entwined/ …/  Tell me all of your secrets, you know that I wouldn’t mind/ Forget all our troubles, if only for a little while„). 12 Blown Tires klingt gar sowieso wie ein seit einem Jahrzehnt vergessener und nun wiedergefundener Schatz von Victoria Legrand und Alex Scally: stimmlich grandios, kompositorisch subversiv verzaubernd.
Über den unscheinbar nachhallenden Epilog In Love (Release the Doves), der symptomatisch keine Worte mehr benötigt, um die gefühlvolle Emotionalität von Tennis (im Allgemeinen) und Face Down in the Garden (im Speziellen) ein letzten Mal einzufangen, erweist sich dieses Abschiedswerk also vielleicht nicht als begeisterndes Feuerwerk, dafür aber als nachhaltig erfüllendes Trostpflaster von einem Grower voller Schönheiten, für die man Alaina Moore und Patrick Riley ohne großes Brimborium schlicht und einfach vermissen wird.

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  • Tennis - Neutral Poetry - HeavyPop.at - […] schicken ihrem Schwanengesang Face Down in the Garden mit Neutral Poetry: First Recordings, Unreleased Demos 2009-2010 einen Epilog hinterher, der…

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