The Datsuns – Death Rattle Boogie
Luftgitarren Alarm: Vier Neuseeländer rocken motiviert dagegen an, dass ihre Band endgültig in Vergessenheit gerät. Tragischerweise unterstreichen sie auf ihrem fünften Langspieler jedoch auch noch einmal, wie es überhaupt erst soweit kommen konnte.
Indem die Band nämlich grundsätzlich wenig falsch macht – in diesmal viel zu lange geratenen 50 Minuten jedoch auch zu wenig wirklich richtig grandios, als dass nicht irgendwo die Frage geklärt wäre, warum The Datsuns spätestens mit dem Anagram-Album ‚Head Stunts‚ kaum mehr jemandem hinter dem Rock’n’Roll-Ofen hervorlocken konnten. Vier Jahre und die längste Pause zwischen zwei Alben später hat sich für Dolf de Borst und seine Mannen wenig geändert: immer noch schwitzen sie räudige Riffs aus breitbeinigen Posen, haben das eine Bein dabei stets auf dem Gaspedal und das andere bereits auf halbem Weg zur Bar, wo sich hartgesottene aber melodiesüchtige Biker und sonstige Nietenjackenträger nur zu bereitwillig vom rasanten Beat die Matte durchschütteln lassen, ohne dass ihnen dabei die abgerauchte Kippe aus den cool nach unten gezogenen Mundwinkeln fällt.
Das Quartett spielt seinen unverwüstlichen Rock weiterhin unnachgiebig für die verbliebenen Fanscharen, denen der Druck der Live-Band The Datsuns auch aus den Boxen dröhnen genügt, und für sich genommen ergibt das sogar Sinn, hat Nick Anderson als Produzent eines Gutteils der Platte der befreundeten Band doch mit seinen schweinischen Kniffen einen ungeschliffenen, schwedischen Garagen-Dienst erwiesen; Hellacopters-Fans kommen hier also ebenso auf die Kosten wie automatisch an Bord befindliche Imperial State Electric Anhänger. Und ansonsten? Hat das wild die Axt schwingende ‚Gold Halo‚ genug PS unter der Haube um mit tiefen Dröhnen The Bronx und Turbonegro zum Schulterschluss in der Wüste zu überreden, während Wolfmother neidisch zuschauen müssen, weil mit einem derartigen Kracher aus ihrem Haus ohnedies nicht mehr zu rechnen ist. ‚Axethrower‚ macht dann gleich einen auf theatralische Rumpelkammer, versucht aber noch die große Refrain-Keule zu schwingen und tritt im Fallen zur Sicherheit gleich noch verwegen heulende Soli hinten nach.
‚Bullseye‚ visiert ‚Monsters in the Parasol‚ von den Queens of the Stone Age mitreißend an, und wie das alles hier dröhnt und kickt, ist den Neuseeländern mit ‚Death Rattle Boogie‚ phasenweise eine restlos aufgegeilte, munter im tiefen Sumpf der Vorbilder watende Platte gelungen, die vierzehn Songs lang auf den Zwiespalt einhämmert, dass hier nur eben alles viel zu ausführlich in die Länge gewalzt wurde, möglichst viele Facetten abgelichtet werden wollen und die überragenden Momente so schlicht im Schatten der vielen mittelmäßigen stehen. Weil mediokre Luftschlösser wie ‚Skull Full Of Bone‚ ohne genügend Promille bloße Langeweile als rebellische Gefälligkeit mit hübscher Melodien kaschieren – Ausfall ist das keiner, aber hängen bleibt da letztendlich trotzdem wenig und irgendwann rauschen die Gallonen an Transpirat geradezu beiläufig an den Wänden herab. Mit morbiden Piano-Stampfern wie dem exaltierten ‚Shadow Looms Large‚, dem sinister shakenden, gothic-affinen Orgel-Twang aus ‚Colour of the Moon‚ oder dem psychedelisch ausgewrungenen, heulenden 70s Strom-Blues-Teppich ‚Wander the Night‚ bekommen einen The Datsuns dann doch wieder mühelos. Ärgerlich bleibt ‚Death Rattle Boogie‚ trotzdem. Weil hier so viel mehr drin gewesen wäre, vom erschlagenden Comeback der Band im Rampenlicht über das beste Album der Band an sich bis hin zur ultimativen Rock’n’Roll Platte des Jahres. Letztendlich ist daraus in Summe nur ein weiteres, grundsätzlich gutes Datsuns-Album geworden. Eines, das man wieder einmal nur zu leicht übersehen kann.
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