The National – Weird Goodbyes

von am 24. August 2022 in Single

The National – Weird Goodbyes

The National haben im Live-Repertoire schon den einen oder anderen (flotten) neuen Song am Start. Doch ohne konkret einen Nachfolger zu I Am Easy to Find am Radar anzukündigen, serviert die Band erst einmal in aller Ruhe die offenbar für sich stehen wollende Interims-Single Weird Goodbyes – mit Bon Iver auf der Gästeliste.

Was als erstes auffällt, ist die nach I Am Easy to Find (2019) offenbar noch expliziter gewordene Exklusion von Ausnahmeschlagzeuger Bryan Devendorf.
[Dies] war einer der ersten neuen Songs, die wir geschrieben haben. Ich habe mit einem Drum-Computer herumexperimentiert, ihn dabei genutzt, wie man ihn eigentlich nicht nutzen soll und bin über diesen Beat gestolpert, der sich in meinem Kopf festgesetzt hat – er fühlte sich an wie etwas, das nur Bryan auf natürliche Weise spielen konnte. Wir bauten den Song um den Beat herum. “ sagt Aaron Dessner zu dieser Verschwendung, derweil man gefühlt höchstens später im Verlauf der Nummer in einigen wenigen verzierenden organisch eingespielte Fills zu hören bekommt.
Stattdessen gibt es einen 08/15-Downtempo/R&B-Beat aus dem Drumcomputer, der das etwas monotone Rückgrat des konstant dahinlaufenden  Weird Goodbyes darstellt. Ein Gerüst, das von einem typischen The National-Klavier behutsam und wehmütig träumend gestreichelt wird, im Hintergrund werden auch subtile Streicher-Arrangements von Bryce Dessner und dem  London Contemporary Orchestra vorstellig werden.

Alles sehr intim und kontemplativ also. Matt Berninger singt dazu schließlich auch Zeilen wie „Memorize the bathwater“ und meint damit: „ Es geht darum, die Vergangenheit loszulassen und weiterzugehen, um dann später von Gedanken an diese Zeit überwältigt zu werden“. Dessner ergänzt: „Matts Melodie und Worte fühlten sich von Anfang an so elegant und bewegend an – die Trauer über den Verlust von Unschuld und Motivation, das Festhalten an Erinnerungen und Gefühlen, die unweigerlich entschwinden, und die Trauer, die wir alle bei seltsamen Abschieden erleiden.“

Begleitet wird Berninger ausnahmsweise von Bon Iver-Kopf Justin Vernon, der die Abneigung des The National-Sängers gegen männliche Gesangspartner insofern unterläuft, indem seine helle Stimme als farbliche Facette unterstützend und zurückhaltend die innige Harmonie von Weird Goodbyes  ausschmückt, wenngleich das Duett zu unverbindlich am Punkt vorbeiflaniert. „ Ich konnte von Anfang an die Stimme und das Herz unseres Freundes Justin in diesem Song hören. Wir schickten es ihm und es bewegte ihn – er sang ihn dann gemeinsam mit Matt kraftvoll ein.“ geben The National jedenfalls zur vielleicht nicht restlos essentiellen (und vor allem nicht kraftvollen) Anwesenheit ihres Kumpels zu Protokoll, und folgen einem eingängigen, gefühlvoll anschwellenden Klimax mit schönem Refrain, verträumt fließenden Melodien und einer elegisch perlenden, seelenbalsamierend warmen Atmosphäre – aber ohne wirklich packendem oder zwingendem Momentum.
Während man Bryans Spiel im Speziellen und auch die bis 2013 gezeigte Genialität der Band im Allgemeinen vermissen kann, erweist sich das erst unterwältigende, dann aber angenehm plätschernde Weird Goodbyes doch als zuverlässiger, befriedigender Reigen, der zumindest bestätigt, dass The National einfach immer gehen.

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