The Offspring – Supercharged
Nur drei Jahre sind zwischen Let the Bad Times Roll und Supercharged vergangen. So schnell haben The Offspring zuletzt vor knapp zweieinhalb Jahrzehnten gearbeitet.
Wo man seinerzeit mit Conspiracy of One die eigene qualitative Hochphase endgültig im Rückspiegel zurückließ, blickt die Band seit dem revitalisierenden Einstieg von Drummer Brandon Pertzborn (der sich die Arbeit auf Supercharged zwar mit Veteran Josh Freese geteilt hat, aber Credits für die bessere Hälfte der Tracklist einstreich) aktuell jedoch wieder merklich unter motiviertem Strom stehend zumindest live einer energiegeladenen Zukunft entgegen. Und diesen Schwung wollten Offspring auch gleich demonstrativ mit ins Studio mitnehmen – was den Titel des elften Studioalbums ebenso erklären soll, wie das geschmackvolle Artwork.
Der Plan geht allerdings nur bedingt auf. Was zu einem Gutteil daran liegt, dass im Studio einmal mehr Bob Rock mit seiner unsagbar sterilen 08/15-Produktion gewartet hat: Jeder Song klingt ohne dynmaische Bandbreite oder organischen Raum gleich austauschbar gleichgeschalten inszeniert, Dexters Stimme wirkt manchmal neben der Spur, und die angepeilte Intensität der Performance funktioniert deswegen relativ glatt und schaumgebremst. Aber auch daran, dass Holland und Noodles ihre besten Songs eben schon vor langer Zeit geschrieben haben und ein neuerliches Aufkochen bekannter Signaturen nur bis zu einem bestimmten Grad Spaß macht.
Auf Autopilot geschalten geht dann aber eigentlich wenig wirklich in die Hose. Gut, der Opener Looking Out for #1 nervt, als wären fünf Baukasten-Song in einen gesteckt, weil sich eine Festival-Partystimmung, penetrante Eingängigkeit und ein Chaos aus Goth-Anlehnung und 80er Powerballaden-Epik mit seichten Poppunk-Segmenten zu einem halb in Szene gesetzten Clusterfuck verbinden, der wirklich keinerlei Lust auf die restliche Platte machen kann.
Und Come to Brazil ist eine groteske Chimäre aus superbanalen „Ohohoooooo“-Stadionchören und einer so beliebig wie zwingend thrashenden Metallica-Formel, wobei das harte Riffing der Band an sich hervorragend steht. Spätestens wenn der prollige „Ole! Ole“-Fußball-Abgang auftaucht, ist das aber so absurd hirnlos überzeichnet, dass es eigentlich schon wieder witzig wirkt. Zumindest ist diese Untiefe unterhaltsamer als der dünne „Uhuhuuuu„-Rocker Get Some sowie der Closer You Can’t Get There from Here, der im gedrosselten Tempo versucht seinen Ernst auf eine breite Basis aufzutragen, dabei aber einfach nur langweilt. Hollands Stimme
Dennoch ist Supercharged nie so mies wie das Karriere-Lowlight Days Go By und auch etwas besser als Let the Bad Times Roll. Im weitesten Sinne geht das Recyceln alter Ideen diesmal einfach durchaus klar – solider, als man es aufgrund der eine ziemliche Grütze in Aussicht stellenden Vorabsongs erwarten konnte.
Light It Up nutzt im Grunde eine beschleunigte Version der Melodie des Refrains von Looking Out for #1 für seine Strophe, macht aber Laune – auch, wenn die Nummer (wie nahezu alle Songs der Platte) unmittelbar nach dem Konsum wieder vergessen ist. The Fall Guy zitiert ohne zwingende Melodien The Kids Aren’t Alright im Stadiohoohoooooooooon und Make It All Right schunkelnde Blink-182. Ok, but This Is the Last Time ist sentimentaler Pop Rock mit willkürlich auftauchenden und sofort wieder verschwindenden Kitsch-Streichern, arg eindimensional zur Radio-Bagatelle stampfend – das okaye, aber zu lange peitschende Hanging by a Thread hätte dagegen gerne mit epischen Streichern zugekleistert werden können, will aber eine puritanische Genügsamkeit zeigen, die Truth in Fiction (Marke: Come Out Swinging aus der Perspektive von Bad Religion) einfach viel besser steht. Weil hier der Spaß, den The Offspring im 40. Jahr ihrer Existenz endlich wieder haben, fast reibungslos auf Platte gebannt wird. Trotz seines miserablen Sounds ist Supercharged insofern wohl das stärkste Album der Band seit langer Zeit.
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