Xerxes – Our Home is a Deathbed
Ganz den aktuellen Trends folgend ist ‚Our Home is a Deathbed‚ wenig aufsehenerrehgendes Treibgut, dass ‚The Wave‘ angespült hat: hinter dem mit diesem Titel prolongierten Metalcore Album verbirgt sich eine bestenfalls solide Hardcore Platte.
Diese neue Generation Hardcore, die sich so gut und gegen ihren Willen als ‚The Wave‚ vermarkten lies zeigt langsam ihre Nachwirkungen. Weil moderner Hardcore, mehr verletzlich denn verletzend und immer an der Kante zum Screamo balancierend, auch das über das letzte Jahr hinausgehend zieht, legt das durchwegs kredibile Szenelabel No Sleep Records hinter ihren Big Playern La Dispute freizügig nach und liefert für Unersättliche den Missing Link zwischen Touché Amoré, Pianos Become the Teeth und The Saddest Landscape. Das ist natürlich tendenziell eine interessante Sache, wirft jedoch auch die Frage auf, wer danach nun letztendlich wirklich gesucht hatte.
Denn abseits des Stilgemischs der populären Vorbilder verstehen es die fünf Jungs aus Louisville, Kentucky, nur in unzureichendem Maße, unter all den Nachfolgern hervorzustechen. Obwohl mit Produzent Kevin Ratterman ein Mann engagiert wurde, der mit seiner Klientenkartei Dank so weit auseinander musizierenden Kombos wie Coliseum und My Morning Jacket ein breites Spektrum beackern können müsste, geraten die nicht einmal 24 Minuten des ersten handfesten Xerxes Albums zu einer oftmals ermüdenden, allzu gleichförmigen Songsammlung, die sich abseits des eröffnenden Noise Intros ‚Wake‚ ebenso schnell in der Beliebigkeit verlieren, wie in einer ermüdenden Monotonie erschöpft. Keine Frage, das Know How haben Xerxes, um die Saetia Verbeugung hinzubekommen: die schneidenden Gitarren laufen immer wieder geschickt auf die nächste Post-Hardcore Verschnaufause zu und treten dann doch atemlos nach hinten aus. Das schreit nach Verzweiflung und wütender Melodramatik, hat die Arme theatralisch in die Luft gestreckt und folgt nicht undynamisch grundsolidem Songwriting. Und ‚Our Home is a Deathbed‚ ist tatsächlich auch beileibe kein schlechtes Album. Es ist nur eben kein wirklich überzeugendes geworden – weil es da eben mittlerweile so viele Bands in der selben Ecke gibt, die den emotionalen Radau aus dem pochenden Herzen heraus weitaus besser hinbekommen.
Sänger Calvin Philley müht sich energisch durch die getriebenen Songs, schafft es jedoch nicht, seiner Stimme abseits des permanenten Schreiorkans nennenswerte Facetten abzuringen, bleibt in seiner eingeschränkten Varianz deutlich hinter dem ganz großen Vorbild Jeremy Bolm von Touché Amoré zurück. ‚Our Home is a Deathbed‘ gelingt es so trotz einer durchaus ansehnlichen musikalischen Leistung der musizierenden Hintermänner viel zu selten eine wirkliche Verbindung zum Hörer aufzubauen, Xerxes bleiben im ambitionierten Vorprogramm hängen und ihrer Zeit damit ebenso hinterherhinkend wie dennoch Potential für die Zukunft anzudeuten. Es gilt, eine eigene Stimme zu finden, einen eigenen Charakter zu formen. Denn ambitioniert zu kopieren, ist zumindest auf ‚Our Home is a Deathbed‚ zu wenig, um wirklich überzeugen zu können. Als Überbrückungshilfe bis zu den nächsten Alben der Referenzbands allerdings weitestgehend tauglich.
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