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Vielleicht mag irgendwann eine Zeit kommen, da man sich aufgrund der konstanten Klasse an die ständige Euphorie gewöhnt hat, die jede neue Veröffentlichung der Mehr-als-nur-Grinder Cloud Rat provoziert. Noch ist das mittels Mother Tongue ~ Glitter Belly allerdings nicht der Fall.
Rechtzeitig zur aktuellen In The Blood Tour legt Noisulotion in gewohnt liebevoller Aufmachung die vergriffen gewesenen Mother Tongue-Alben Streetlight und Ghost Note als Fan Edition-Doppel neu auf. Kleine Schönheitsfehler trüben das runde Gesamtpaket kaum.
Mother Tongue spitzen beim dritten und letzten Stop der Österreich-Gastspiele ihrer In The Blood-Tour den Spannungsbogen kontinuierlich zu und zelebrieren im Wiener Flex mit eindringlicher Energie die verbindende, optimistische Kraft des Rock'n'Roll: Ein beinahe messianischer Abend.
"Selbst an einem schwächeren Abend sind Mother Tongue eine der zehn besten Livebands der Welt". Eigentlich unfassbar, was Davo Gould da von sich gibt. Denn dass Mother Tongue auch nur ansatzweise einen schwächeren Tag haben können, erscheint kaum möglich.
Den 5. November 2015 kann man als Mother Tongue-Fan guten Gewissens zu einem waschechten Feiertag ausrufen (oder aber zumindest mit dem Versuch einer Reihung ihrer besten Songs feiern): Zum ersten Mal seit über einem halben Jahrzehnt stehen Davo Gould, Christian Leibfried, Bryan Tulao und Sasha Popovic wieder gemeinsam auf der Bühne. Etwaigen Dokumentationen und euphorischen Besuchererichten nach dürfte sich trotz der langen Abwesenheit der Ausnahmeband wenig daran geändert haben, dass die Live-Auftritte des Quartetts immer noch eine schlichtweg atemberaubend magische Intensität entwickeln. Während die Hoffnung damit steigt, dass Mother Tongue in absehbarer Zukunft ihre Aktivitäten ja eventuell wieder stärker forcieren könnten, hat Bryan Tulao die Zeit gefunden, dem Heavy Pop Adventskalender einen unkonventionellen Spezialbesuch abzustatten.
Ein Busunglück im Rücken und die angekündigte Trennung vor Augen gerät der nachgeholte Wien-Stop der Farewell-Tour von The Dillinger Escape Plan zum Triumphzug, der die ohnedies hohen Erwartungshaltungen - auch dank zweier grandioser Vorbands - mühelos pulverisiert.
Zwei Plätze hier müssten theoretisch für Beach House und ihre bisherigen Teilstücke von Once Twice Melody reserviert sein - praktisch aber erfolgt an dieser Stelle diesbezüglich nur die Anmerkung, wie fein es ist, dass sich der gerade 2020 oft bemerkbare Trend, seine Alben vorab in EP-Häppchen zu veröffentlichen, dieses Jahr gefühlt nicht durchgesetzt hat.
Mit der Wucht einer dicht stehenden, potenten Doom-Band im Rücken verfolgt Chelsea Wolfe auf Hiss Spun jene Pfade in den Metal konsequent weiter, mit denen sie auf dem direkten Vorgänger Abyss bereits zu liebäugeln begann.
Walter Schreifels spielt mit der zweiten seiner beiden aktuellen Supergroups authentischen Retrorock. Der gelingt Dead Heavens dann auch wenig überraschend genauso gefühlvoll, wie es die drei Singles vorab in Aussicht stellten - könnte sich in Summe aber öfter aus der dösenden Entspannungszone aufraffen.