Astpai – Burden Calls
Im Interview Anfang Juni hat uns Sänger und Gitarrist Zock ‚Burden Calls‘ als „die mit Abstand spannendste Platte“, die Astpai bis jetzt gemacht hat, angekündigt. Ein riskantes Versprechen, das die Erwartungen bereits im Vorfeld hoch gehalten hat. Doch er sollte Recht behalten, denn die Wiener Neustädter liefern mit ihrer mittlerweile fünften LP melodischen Punkrock vom Feinsten.
Die konzeptuell geplante Platte erzählt eine Geschichte. Alles dreht sich mehr oder weniger um einen fiktiven Hauptcharakter mit dem man in knapp 32 Minuten die verschiedensten Gemütslagen durchlebt: von Orientierungslosigkeit und Selbstzweifel über Angst, Wut und Eifersucht bis hin zu Hoffnung und Liebe. Dies zeichnet sich nicht nur textlich ab – nein, die Vier erzeugen eine Soundkulisse, in der die Lyrics wiederhallen, um uns so die Befindlichkeit des unbekannten Protagonisten noch näher zu bringen. Dabei gehen sie teilweise einige Umwege, überraschen mit Tempowechsel oder Acousticparts und präsentieren sich insgesamt nachdenklicher, ja fast düsterer, als bisher.
Die Story beginnt mit ‚Single Use‘ und der verdossenen Feststellung „We were born into boredom and we’ll die trying to make sense.” Neben undefinierbaren Hintergrundgeräuschen liegt der Fokus dabei ganz auf Zocks kratziger Stimme. Doch nicht lang bis die Anderen einsetzten und sich das Tempo sowie die Lautstärke immer mehr steigert, um schlussendlich in einem ausgewachsenen Shout-Along zu gipfeln. An den starken Opener knüpfen Astpai ‚Dead End Talking‘ – eine dynamische Nummer, deren treibende Kraft auf jeden Fall Tonis Drums sind. ‚Out‘ überrascht mit minimalistischen Lyrics, jedoch besticht die Nummer durch unerwartete Tempobrüche und dem Wechselspiel zwischen laut und leise. Dem noch nicht genug, bringen die Jungs in den knapp zweieinhalb Minuten auch noch ein paar Lines aus dem Film ‚Teenage Mutant Ninja Turtles II: The Secret of the Ooze‘ unter, die den aufmerksamen Hörer zum Schmunzeln bringen.
Zwischen den herrlichen Melodic Punk Nummern ‚Death Everywhere‘ und ‚Departure‘ platziert das Quartett mit ‚After All‘ gekonnt einen Bruch. Mit ungewohnter Melancholie in der Stimme und von reduziertem Gitarrensound begleitet berichtet uns Zock von der großen Liebe unseres anonymen Helden – eine traumhafte Punkrock-Ballade, die mit ein bisschen über 2 Minuten fast zu kurz ist, da man gern noch mehr davon hören möchte. Während ‚Down By Love‚ nur aus Originalzitaten des Films ‚Down By Law‘ besteht, kehren Astpai mit ‚Resignation‘ zu ihren Hardcore-Wurzeln zurück. Der kurze, gerade mal 45 Sekunden lange Song ist schnell, laut und strotzt nur so vor Energie. Erst im hinteren Drittel der Platte findet sich dann die erste Single-Auskoppelung ‚Careers‘, die uns bereits Ende Juli das Warten auf das neue Album versüßte: ein fast hymnisches Glanzstück mit lauten Gitarren, heavy Drums und wirkungsvollen Lyrics, die zum hemmungslosen Mitsingen (respektive Mitgrölen) einladen. Vor allem das fantastische Video zeigt mit schwarz/weiß Aufnahmen vom Auftritt der Band beim diesjährigen Groezrock-Festival wofür der Name Astpai steht – nämlich für eine unglaublich gute Live-Band, die bei jedem Konzert alles gibt und der man den Spaß und die Liebe zur Musik auf der Bühne ansieht.
Neben der thematischen Geschlossenheit der Lyrics, die größtenteils durchaus autobiografisch zu verstehen sind, setzten die Vier auch auf wiederkehrende Riffs und Melodien, um das Gesamtkunstwerk abzurunden. Alles in allem liefern Astpai mit ‚Burden Calls‘ einen weiteren Beweis dafür, warum gerade sie das internationale Aushängeschild für Punk made in Austria sind. Das spannende Konzeptalbum spiegelt nicht nur ihre harte Arbeit wieder, sondern zeigt vor allem eines: die Jungs haben ihren Sound gefunden und fühlen sich hörbar wohl damit.
Ab nächster Woche besteht übrigens die Möglichkeit sich von der Live-Qualität der Songs zu überzeugen: Astpai geht mit Despite Everything auf große Eurotour und gastiert am 16. September im Wiener Bach und am 17. September im Grazer PPC.
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