Belle and Sebastian – Days of the Bagnold Summer

von am 28. September 2019 in Album

Belle and Sebastian – Days of the Bagnold Summer

Sehr nett: Nach dem schwachen Vorgänger Girls in Peacetime Want to Dance (und einer generell nur wenig schmeichelhaften Dekade) finden Belle and Sebastian mit dem Soundtrackalbum Days of the Bagnold Summer für den Debütfilm von Simon Bird wieder ein gutes Stück weit zurück in die Spur.

Was man nach der bemüht zur Schlager-Tanzfläche orientierten Sister Buddha so ja kaum vermutet hätte, da die Vorabsingle zumindest die Banalität des vergangenen Belle and Sebstian-Jahrzehnts leider ohne Not aufwärmt. Was zutrifft: Abseits davon ist Days of the Bagnold Summer gerade in seinen schwächsten Momenten mit dem Hang zur beiläufigen Gefälligkeit auch sicher sowieso stets ein bisschen zu harmlos, ein bisschen zu nett, ein bisschen zu egal. Angenehme Bagatellen wie The Colour’s Gonna Run (sic) oder Another Day, Another Night sind schließlich vor allem harmlos, wo auch die ästhetische Lounge von Wait and See What the Day Holds keinen gravierenden Eindruck hinterlassen kann.
Doch die Richtung und Grundintention stimmen diesmal einfach, weil Stuart Muedoch und Co. mit der Hinwendung von Days of the Bagnold Summer zum kannermusikalischen Indiefolk viele der unvorteilhaften Modeerscheinungen hinter sich gelassen haben, die zuletzt immer wieder die Wahrnehmung der Schöngeister trüben konnten.

Insofern ist es auch symbolträchtig, dass selbst alte Klassiker im Kontext von Days of the Bagnold Summer funktionieren. Das neu aufgenommen Get Me Away From Here I’m Dying vom 1996er Album If You´re Feeling Sinister ist hier ein locker von Bläsern begleiteter Ohrwurm und I Know Where The Summer Goes findet über die Hammondorgel zu einer liebenswürdigen Klarheit. Beide fügen sich homogen in das Gefüge, beide stechen gar nicht notwendigerweise qualitativ hervor. Vor allem aber das rund 25 Jahre unvollendete Safety Value, das bisher höchstens als obskure Liveversion herumgeisterte, doch von Experten und Fan Bird unbedingt auf dem Soundtrack verlangt wurde, erweist sich mit fidelnder Lebendigkeit an der Kippe zum melancholischen Übermut in seiner finalen Form nun als aus der Zeit gefallenes Schmuckstück. Beinahe muss man da sogar an die Heydays der Band aus Glasgow denken.

All diese Anachronismen ergänzen ein gelungenes Ganzes, wenn etwa das wunderbare Did the Day Go Just Like You Wanted? mit sanft-abgedämpften Beat, akzentuierter Gitarre, Streicher und Trompete flaniert oder Jill Pole ohne Angst vorm Fernsehgarten-Kitsch mit nostalgisch schunkelnder Mundharmonika durch die 80er schippert.
Drumherum ist Sister Buddha als instrumentales Intro eine net schrammelnd Liebenswürdigkeit und das geradezu hymnisch entlang eines Sprachsample gestrickte We Were Never Glorious eine feine Klammer um ein Werk, das vielleicht nicht ohne Längen durch den Hintergrund plätschert, sich aber wie ein würdigeres und vollwertigeres Belle and Sebastian-Album anfühlt, als das Gros der seit 2006 veröffentlichten Langspieler und EP-Reihen.

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