Billy Howerdel – What Normal Was

von am 15. Juni 2022 in Album

Billy Howerdel – What Normal Was

Der A Perfect Circle-Co-Vorstand Billy Howerdel übersetzt den Alternative Rock von (seinem auch schon wieder 14 Jahre zurückliegenden Solo-Projekt) Ashes Divide auf seinem offiziellen Debütalbum What Normal Was in den elektronischer geprägten Darkwave und Synthrock.

Ungeachtet der stilistischen Ausrichtung, deren Ästhetik diesmal von den 80ern und Idolen wie Depeche Mode, The Cure oder Nine Inch Nails geprägt ist, um sich zwischen Kollegen wie Blaqk Audio oder Greg Puciato zu platzieren, bestätigt What Normal Was in erster Linie jedoch leider eine These, mit der Keep Telling Myself It’s Alright im Jahr 2008 entlassen hatte: Howerdel ist ein Teamplayer, der das Kollektiv oder kreative Reibungspunkte braucht, um sein gutes Songwriting wirklich zu etwas besonderem zu machen.

So ist nämlich auch What Normal Was ein angenehm zu hörendes, stimmungstechnisch mit immanenter melancholischer Nostalgie einnehmendes, durchwegs kompetentes Werk geworden, das niemals tatsächlich schlecht wäre. Doch gerade dem großen Ganzen fehlt die nötige Schärfe und Würze, um abseits einer unverbindlichen und gefälligen Zwanglosigkeit konkrete Eindrücke zu hinterlassen, oder wirklich herausragende Momente zu schüren.

Zwar überzeugt What Normal Was vor allem in seiner Klammer aus dem Einstieg (das flimmernde Selfish Hearts und das verträumt mit Robert Smith-Patina und lebendigem Chorus daherkommende Free And Weightless leben von ihrer Eingängigkeit, dem Groove sowie der sehnsüchtig-unaufregenden Stimme von Howerdel) und dem Abgang (Stars gönnt sich etwa mehr Exzentrik und zeigt mit verhaltener Hymnik gar die Tendenz zur zur großen Geste, ohne leider wirklich megalomanisch zu agieren) – dass selbst diese Passagen unmittelbar nach dem Konsum jedoch wieder verblassen selbst die kurzfristig besten Hooks vergessen sind, ist symptomatisch für die Probleme der Platte.

Alles plätschert catchy, allerdings ohne zwingende Griffigkeit. Gelegentlich bäumen sich dagegen noch die Arrangements auf: Das sanfte Beautiful Mistake hat zumindest noch etwas Bond-Flair in den Arrangements, Follower rockt mit mehr Wumms und Bring Honor Back Home schunkelt dagegen poppiger-nonchalant, während das ziellos verpuffende EXP mit klaren Gitarren und esoterischen weiblichen Schattierung Akzente zu setzen versucht: wie hell hätte dieser Rohdiamant als atmosphärische Steilvorlage etwa im Bandkontext strahlen können?
Wenn diese Option allerdings zurücktritt, fällt zudem das Füllmaterial noch schwerer ins Gewicht: Ani stackst um eine gute Idee ohne spannende Impuls nach vorne, The Same Again mäandert schlichtweg ermüdend und trotz der gothischen Düsternis findet das rasselnd-flüsternde Poison Flowers einfach nicht zum Punkt. Insofern sind die Eindrücke ambivalent: passiv konsumiert will man eigentlich kein schlechtes Haar an den rundum okayen 43 Minuten lassen (weswegen sich die abschließende Punktevergabe auch ein wenig zu niedrig anfühlt) – aktiv begutachtet bleibt dann abseits der relativen Highlights allerdings der Großteil von What Normal Was eine latent frustrierende, weil so offensichtlich hinter ihren eigentlichen Möglichkeiten im Durchschnitt begleitende, Angelegenheit ohne reizvolle Sogwirkung (weswegen es dann bei der Abschlussbewertung auch nicht für die Aufrundung zwischen den Punkten reicht).

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen