The Black Keys – Turn Blue

von am 16. Mai 2014 in Album

The Black Keys – Turn Blue

Dan Auerbach und Publicity-Rüpel Patrick Carney lehnen auf ihrem achten Studioalbum noch entspannter in der kreativen Sackgasse, in die sie sich von Danger Mouse nur allzu bereitwillig haben verführen lassen.

Dabei lenkt ‚Turn Blue‚ eingangs durchaus auf die falsche Fährte, eröffnet mit dem ausladenden, äußerst geschmeidigen ‚Weight of Love‚, in dem das Trio mit Psychedelikelementen die Brücke zwischen ihren jüngsten Platten, Pink Floyd, MGMT und The Grateful Dead schlägt und gaukelt erfolgreich vor, dass die Konstellation Black Keys / Danger Mouse dem seit ‚Attack & Release‚ breitgetretenen Amalgam auch in weiterer Folge durchaus neue, aufregende Aspekte hinzufügen könnte. Man ahnt bereits: dem ist letztendlich nicht so. Zwar hat die Platte auch danach Ausbrüche nach oben – ‚Bullet In The Brain‚ öffnet sich dem Opener folgend in viele Richtungen, ‚It’s Up To You Now‚ bricht vom perkussiven Eingangsritt zum verrauchten Bluesrock, ‚In Our Prime‚ sucht gar das Epische – generell agieren The Black Keys aber nie ohne Netz und doppelten Boden. Brian Burton lässt die Gitarren ohne Biss mäandern, wattiert die Drums mit Weichzeichner wie gewohnt aus der Garage in den Modern Soul und texturiert die Songs noch freigiebiger mit unter den Melodien liegenden Orgeln und Keyboards (im groovenden ‚Year in Review‚ kommen sogar Chöre und Streicher dazu) – Elemente die allerdings nie darüber hinauskommen schmückendes, vor allem im Falle des funky fiependen Stompers ‚10 Lovers‚ gar absolut störendes, Beiwerk zu sein.

Eklatanter als der noch weiter in den Pop getriebene Produktion ist allerdings dass die Black Keys in dieser Gangart auch kompositorisch längst immer häufiger an ihre Grenzen als Songwriter stoßen. Die supernervig kalkulierte Single ‚Fever‚ ist auf ‚Turn Blue‚ ansatzweise im Alleingang für ein wenig Biss zuständig, hat den Hits von ‚El Camino‚ aber absolut nichts hinzuzufügen, das androgyne ‚Waiting On Words‚ will nichts anderes als gefällig sein, während ‚Gotta Get Away‚ als Verneigung vor CCR billige Stimmung zu erzeugen versucht, vor allem aber ein enttäuschend unspektakulärer Schlusspunkt ist.  ‚In Time‚ könnte so auch auf Dr. John’s ‚Locked Down‚ (oder leicht variiert auch nahezu jeder anderen Dan Auerbach Produktion) zu finden sein, generell evozieren die vorbeitreibenden Melodien zahlreiche Déjàvus.
Der stimmige Titelsong plätschert dann gefühlvoll im Fahrwasser der 70s aber ohne jeglichen Erlebniswert vor sich her, was symptomatisch für ‚Turn Blue‚ im Gesamten zu sehen ist: die ambivalente, weitestgehend ruhige Songsammlung ist nahtlos angenehm zu hören, funktioniert stimmungsvoll als unaufdringlicher (stilvoll langweilender?) Hintergrundpop in der untergehenden Sonne – aber spannend oder gar mitreißend ist das alles nie. Es gibt kaum einen Moment auf ‚Turn Blue‘ der nicht danach klingt als hätte sich die Band stets für den sichersten Weg entschieden, als würde man im Autopiloten um die Erwartungshaltungen kreisen. Die Zähne sind scheinbar endgültig gezogen, die Black Keys zu einer Easy Listening Version ihrer selbst geworden. Dennoch: wer es schafft nicht zu sehr der Vergangenheit nachzutrauern lässt sich wohl auf diesen Konsens ein.

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2 Trackbacks

  • The Arcs - Yours, Dreamily, - […] schlechten ‚Yours, Dreamily,‚ ein ähnliches wie jenes des kaum mehr besuchten ‚Turn Blue‚ ist, auch wenn es dessen Danger…
  • The Black Keys - Let’s Rock - HeavyPop.at - […] Brother’scher Kompaktheit der gepflegt weichgespülte Rock, an dem El Camino und vor allem Turn Blue noch substantiell scheiterten. Auch…

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