Reviews
Jain, Scientology feiert Weihnachten. Was bedeutet, dass man knapp 34 Jahre nach Grease auch ordentlich Kohle damit verdienen kann. 'This Christmas' ist nicht nur deswegen ein irritierendes Machwerk - aber vielleicht musikalisch trotzdem das optimale Sinnbild, was an Weihnachten mittlerweile alles falsch läuft, wenn man so will.
Wer denkt, dass dem Noiserock 2012 nichts mehr hinzuzufügen ist, den belehren drei junge Kanadier auf ihrem Debütalbum ungestüm eines besseren. Warum 'Metz' dabei allerorts derart durch die Decken geht, bleibt letztendlich offen - aber auch egal, denn dafür knallen elf Songs in nicht einmal 30 Minuten schlicht zu kompromisslos und wuchtig aus den berstenden Boxen.
Wie groß der Einfluss von Deantoni Parks auf die letzte The Mars Volta-Platte 'Noctourniquet' wohl tatsächlich war, lässt dich vielleicht erst anhand von 'Touch But Don't Look', dem Solodebüt des umtriebigen Schlagzeugausnahmekönners wirklich ermessen: Stylische Synthie-Rhythmusmusik als Gebrauchsgegenstand.
Lieblos den eigenen Raritäten-Katalog zusammenkleben sollen andere: Kylesa basteln eine Compilation, die keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit stellt, dafür aber in ihrem homogenen Fluß durch Alt und Neu gut und gerne als eigenständiges Album durchgehen würde.
Die bekannte Cover Compilation 'Punk Goes Pop' geht in die mittlerweile 5. Ausgabe, insgesamt (mit 'Punk Goes Crunk', '...Acoustic' usw. mitgerechnet) ist es bereits die 14. Version der populären Serie. Diesmal packt Fearless Records Bands wie Memphis May Fire, Mayday Parade, Issues und We Came As Romans auf den Silberling, das Konzept bleibt unverändert: Hardcore/Punk Bands covern mehr oder weniger aktuelle Charthits. Geniale Idee oder ein Eintrag der Marke: Dinge die die Welt nicht braucht?
Wollten Sparta mit 'Wiretap Scars' vielleicht das Album aufnehmen, dass The Casket Lottery mit hier zum eigentlich bereits vierten Mal gelingt? Egal: 'Real Fear' ist ein wunderbares Sammelsurium aus emotionalen Post-Hardcore-Brocken, das sich ganz beiläufig zahlreiche Synthie-Flächen einverleibt und dabei als ausgebuffte Hitsammlung entpuppt.
Allerhand Neuigkeiten gibt es aus dem Hause Reznor. Am konkretesten: die lange angekündigte zweite EP seines aktuell zur Hauptband erhobenen Nebenprojekts. Auf 'An Omen' verabsäumen How to Destroy Angels dabei abermals, sich tatsächlich vom alles überscheinenden Mutterschiff Nine Inch Nails abzudocken.
Die letzte Aufarbeitung poetischer Ergüsse durch bekannte Musiker führte im letzten Jahr bekanntlich zum kreativen Supergau 'Lulu'. Die Schwedenrocker Mando Diao beschreiten nun ähnliche Wege, beweisen mit unspektakulär anschmiegsamen Belanglosigkeiten aber doch deutlich mehr Geschmack.
Beim Erstkontakt mit Feine Sahne Fischfilet sollte man schonmal vorausschicken: der flotte Punkrock der "gefährlichsten Band Vorpommerns" ist nie so platt wie ihr Name suggeriert oder 'Komplett im Arsch' sich als erste Single liest. Und die Sache mit dem Verfassungsschutz macht sich sicher gut als ausgeworfener Promotion-Gag, ist aber letztendlich - und traurigerweise -nur großer Unsinn.
Lass diese Platte bis zu einer willkürlich gewählten Stelle laufen, drücke auf Pause und versuche zu erraten, beim wievielten Song du gerade stehst. Praktisch unmöglich. Oder: die heiß gehandelten Hardcore-Jungspunde Code Orange Kids haben für ihr Debütalbum Deathwish Records als Label im Rücken und eine gnadenlose Kurt Ballou-Produktion im Anschlag. Womit über die hohen Qualitäts-Standards auf 'Love is Love // Return to Dust' bereits alles gesagt sein sollte.