Cave In – Moonlight Mile
Der Start in das neue Leben mit Nate Newton als Ersatz für den verstorbenen Caleb Scofield fällt für Cave In keineswegs so harsch wie (gerade nach der jüngsten Tour) erwartet mit der Tür ins Haus: Moonlight Mile ist brave Verbeugung vor den Rolling Stones im Alternative Rock.
„Family and friends, we hope you’re holding up during these strange times. Here’s a little sonic gift that we crafted while social distancing – what started as a means of simply entertaining ourselves turned into something we’re happy to share. If you like what you hear, then maybe you’ll consider donating to one of the charities we’ve chosen below. If you’re unable to do so, then we understand, and want you to simply enjoy the music. Thanks for listening!“
So zwanglos die Konsumation von Moonlight Mile von der Band ermöglicht wird, so ungezwungen geht sie selbst den Closer von Sticky Fingers übrigens such spieltechnisch an, während die Rolling Stones selbst passenderweise aktuell ja bekanntlich mit Living in a Ghost Town die Charts erobern.
Die Version von Cave In sitzt nun aber trotzdem verdammt tight, zurückgelehnt zu spielen heißt für die Band eben nicht, die Dinge schleifen zu lassen. Die Saiten und eine Orgel bzw. Monotron funkeln hinter Brodsky, der auch den Bass übernommen hat, während Newton eine zusätzliche Gitarre ins Spiel bringt, und seine Stimme etwas gepresst dem Hoch und nieder wandernden Jagger zum Himmel greifend folgt, bevor der Song als kerniger Alternative Rocker im getragenen Midtempo den entspannten Highway unter den Sternen kennt. Das sehnsüchtige „Rooooooad„house-Flair hat da mehr PS, die Nostalgie agiert breitbeiniger, aber niemals angriffslustig, auch die Streicherarrangements fehlen im Vergleich zum uneinholbaren Original.
Wenn Brodsky sich so pressend und mit zusammengebissenen Zähnen leidenschaftlich heulend in die Nummer legt (auch ein bisschen: bemüht), dass es eigentlich überzogen sein müsste, während die Band so unaufgeregt und unspektakulär wie möglich den Groove nachstampft, fühlt sich Moonlight Mile deswegen auch eher wie ein braver Bruder von Projekten wie der Covers EP von Mutoid Man an – wäre hier nicht dann alles hier neben dem unironischen Zugang ohne Wahnsinn oder Geschwindigkeits-Koller möglich.
Selbst sobald die Bridge um Nuancen progressiver verzahnt aus dem Synthies funkelt, bleibt aber alles hier gut verdaulich, gesetzt, konventionell, unspektakulär und eben auch wenig überraschend oder aufregend. Der knackigere Aufbruch nach Final Transmissions, wenn man so will. Moonlight Mile ist keine Herausforderung für die Band und Hörer, sondern ein Warmspielen, das den lockeren Zugang über jeden Kraftakt legt. Cave In finden in neuer Besetzung gerade wieder ihre gemeinsamen Nenner, und es ist in der von Haus aus gegebenen Kompetenz aller Beteiligter durchaus kurzweilig unterhaltsam, ihnen dabei zuzuhören – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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