Cult Leader – Useless Animal

von am 10. Juli 2015 in EP

Cult Leader – Useless Animal
Eigentlich kein gutes Zeichen, wenn eine Coverversion einen stärkeren Eindruck hinterlässt, als die beiden vorangereihten Eigenkompositionen. Im Falle der Deathwish-Macht Cult Leader und ihrer zweiten EP lässt sich aus diesem Eindruck aber beileibe kein Strick drehen. 

Was Anthony Lucero und Co. hier zwei Nummern lang zelebrieren, hat nicht vollends die aus dem Nichts kommende Brillanz der letztjährigen ‚Nothing for Us Here‚-EP, mit der Cult Leader unmittelbar aus dem Gaza-Schatten traten und unsere Adventkalender-Herzen in Schutt und Asche legten – dafür wirken der eröffnende Titeltrack und die angehängte Bestie ‚Gutter God‚ schlichtweg ein wenig zu sehr auf längst etablierte Hoheitsgebiete fokussiert. Soll aber nichtsdetotrotz heißen: Verschlingender als Cult Leader schießt aktuell weiterhin kaum jemand seine verdreckt pressenden, roh-chaotischen Hassklumpen aus der Hüfte, das ist Berserkerei auf einem eigenen Level.
Genauer: In seinen 74 Sekunden ist ‚Useless Animal‚ ein unter atmosphärischer Brutalität knatternder Bastard, vielleicht die Spur brutaler und auch stumpfer, als man das bisher von der Band aus Salt Lake City gewohnt ist – die Melodieansätze werden in dem röhrenden Soundmorast jedenfalls beinahe vollends erstickt. ‚Gutter God‚ setzt als kaum längerer Brocken nahtlos dort an, macht seine Sache aber das Quäntchen besser und lässt mit psychotisch gegen den Strich laufenden Gitarren dazu mehr Luft zu atmen, bolzt letztendlich in der Schnittmenge aus Sludge, Hardcore und punkigem Doom jedoch alles nieder. Man darf angesichts dieses Vorboten also durchaus noch ein Stückchen heißer auf ‚Lightless Walk‚ sein, denn wenn ‚Gutter God‚ auch nur ansatzweise ein Referenzwert für die Dinge ist, die da kommen werden, steht mit dem Cult Leader-Debüt eines der potentiellen Metal/Hardcore-Alben des Jahres in den Startlöchern.
Noch spannender wird die Ausgangslage zusätzlich durch ‚You Are Not My Blood‚, einer Coverversion des Mark Kozelek & Desertshore-Songs. Mit den SubRosa-Gästen Kim Pack und Sarah Pendleton rühren Cult Leader hier eine Brühe an, die dem Original mit einer eigenwillig doomigen Abgründigkeit Tribut zollt, das Geschehen mit Luceros überraschend tiefcharismatischer Stimme aber noch weiter hin in die Gefilde von Michael Gira und den Swans rückt. Ein schlichtweg atemberaubendes, faszinierendes Amalgam mit beängstigend hypnotisierender Sogwirkung, dass die Betätigungsfelder von Cult Leader eindrucksvoll erweitert und von jeglicher Gaza-Erbverwaltung unmittelbar und endgültig freispricht. Die ‚Useless Animal‚-EP wird damit zu einem fieberhaften Intermezzo mit Erkenntniswert: Ihren Signature Sound beherrschen Cult Leader also aus dem Effeff – in den Expeditionen, die darüber hinaus gehen, ist das Quartett aber vielleicht sogar noch besser.
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