Daisy Jones & The Six – Aurora

von am 4. April 2023 in Album

Daisy Jones & The Six – Aurora

Abseits der Amazon Prime-Serie (respektive der entsprechenden Romanvorlage von Taylor Jenkins Reed) veröffentlicht die fiktive Band Daisy Jones & The Six ihr Album Aurora nun auch in der Realität.

Hinter der von den beiden Schauspielern Riley Keough (als Daisy) und Sam Claflin (als Billy) intonierten Songs steckt aber vornehmlich Blake Mills, der neben Komposition, Performance und Produktion praktisch nahezu den gesamten Rohbau der Platte im Alleingang hochgezogen hat, auch wenn er u.a. von Chris Weisman, Jackson Browne, Marcus Mumford oder Phoebe Bridgers Unterstützung bekam.
Dass Daisy Jones & The Six im Grunde auf der Geschichte von Fleetwood Mac beruht, wird dabei vor allem in den ersten beiden Songs der Platte, dem Titelstück und Let Me Down Easy, deutlich wenn Aurora so klingt, als hätten Earl Greyhound charmante C-Seiten von Rumours mit einem knubbelig vollen, sauberen Sound a la Brian Burton und dessen Retro-Wahrnehmung aufgenommen – quasi eine enorm wertig konstruierte Plastik-Version der 70er.

Was sich nun womöglich negativer anhört, als es gemeint ist. Denn Aurora ist durch und durch solide gelungen, die Waage aus gefälliger Eingängigkeit und glatt polierter Egalität stets in einer positiven Balance haltend und seinen eklektischen Unterhaltungswert stets locker vom Stapel lassend: ohne wirkliche Hits oder auch nur ansatzweise in den Level zeitloser Evergreens kommend, reiht Aurora mit einer sympathischen Nonchalance Ohrwürmer kompetent aneinander.
Dazu wird der MO der verspielten Duette stets leicht variiert: Mal harmlos countryesk (The River), mal behutsam aufbrausend sein Finale viel zu ausführlich gestikulieren lassend – aber Look at Us Now (Honeycomb) muss eben einen dramatischen Moment zelebrieren. Mal gibt es bluesiger angehauchte Szenen wie im polternden Kill You To Try oder dem rockenden More Fun to Mix, Remix-artige Beinahe-Experimente (Please) oder ruhige Acoustic-Miniaturen zwischen Songbird und Landslide im verletzlichen Solo-Modus (Two Against Three) – und mit No Words symptomatisch einen netten, aber unmittelbar wieder vergessenen Ausklang.

Während Mills un Co. also von vornherein schlau genug sind, stilistisch kein reines Pastiche einer Band anzufertigen, deren Output weitestgehend als ikonisch einzustufen ist, und an dem man sich insofern sowieso nur verheben muß, gelingt es Aurora allerdings trotzdem nur bedingt punkten. Gerade die Texte sind eine ziemliche Ansammlung klischeehafter (Beziehungs-)Plattitüden, wiewohl die gesangliche Darbietung durchaus ordentlich und authentisch ist, während die Songs an sich ohne wirklich herausragende Melodien oder Hooks (wenngleich ohne Ausfall bleibend) in einer primär ästhetischen Romantik emotional kaum berühren und oftmals eher wie geschmackvoll gelungene Poprock-Formatradio-Nebensächlichkeiten nebenher laufen.
Latent oberflächlich und stylish – aber dabei wenig falsch machend, wenn man so will. Für den kommenden Sommer-Sampler lassen sich so jedoch auch ein paar wirklich nette Füller finden, weswegen eine Aufrundung in der Bewertung wohlwollend vertretbar scheint.

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