Darkspace – Dark Space -II

von am 4. April 2024 in Album

Darkspace – Dark Space -II

Das ist wohl nicht das Werk, auf das Puristen zehn Jahre gewartet haben: Dark Space -II wagt als mutmaßlicher Epilog zur bisherigen Darkspace-Reihe nicht nur einen Bruch mit der ohnedies eigenwilligen Zählweise der Veröffentlichungen, sondern vor allem den markanten stilistischen Paradigmenwechsel für die personell umbesetzten Schweizer.

Ohne Blastbeats oder andere Trademarks der bisherigen Alben blicken Tobias Möckl alias Wroth (Guitars, Vocals) Zhaaral (Guitars, Vocals) sowie Yhs (Bass, Vocals) nach dem Ausstieg von Zorgh 2019 über einen einzigen, 47 Minuten lang fesselnden Track nach 1999 zurück – und finden dabei eine kosmische Odyssee, die weitestgehend wie ein mit doomiger Ästhetik aufwartender Dark Ambient-Elektro-Remix des erwarteten Atmospheric Black Metal-Signature Sounds von Darkspace anmutet.

Dark Space -II empfängt einen minimalistischen, langsam und monoton hämmernden, präzise zischend programmierten Beat aus dem Weltraum als Grundlage, im Rauschen entrückter Interferenzen konturiert ein distanziertes Sprachsample aus der Ferne rational den Sci-Fi. Ein Industrial-Riff schwebt heavy und körperlos im Orbit, pastorale Texturen verdichten die Atmosphäre immer weiter. Bedrohlich, aber nicht aggressiv – enorm unheilvoll und die Weite des Alls zu einer beklemmender Klaustrophobie anrührend, eine Symbiose aus Einsamkeit und Verfolgungswahn als verzweifeltes Vakuum voller innerer Dämonen.
Nach elf Minuten beginnen diese zu fauchen und die bildgewaltige Imagination bekommt zudem ein immer cinematographischer schwellendes Panorama und Spektrum bei konstanter Bandbreite: Dark Space -II brütet eine garstige Unterschwelligkeit.
Diese stülpt sich nach außen, wenn Dark Space -II erst in einen Nebel einkehrt, aus dem der meditative Leviathan wie ein phasenverschobener Nachhall von Pink Cellophone dort erwacht, wo Hans Zimmer Dune mit apokalyptischen Gitarren-Wellen beschallt. Die mystische Majestät findet danach eine Dynamik in der relativen Gleichförmigkeit, räumt den (beg)leitenden Beat und variieren ihn in Nuancen, konzentriert sich mal wieder auf sein stoisches Riff oder lässt die Saiten sinnierend schwelgen, schichtet dann die Synthie-Arrangements epochaler auf und arbeitet im runden, subversiven Spannungsbogen einen unspektakuläre, zum Wesen dieser Rückkehr passenden Ausklang zu finden.

In einem überraschend gemächlichen Tempo ist Dark Space -II insofern sicher ein polarisierender Konflikt mit der eigenen Erwartungshaltung an Darkspace, die hier viele ihrer Trademarks entweder veraschiedet oder radikal umgewichtet haben – zumal sich Möckl mit Paysage d’Hiver in jüngster Vergangenheit ja selbst übertroffen hat.
Subjektiv funktioniert die Rückkehr der Schweizer (zugegeben freilich sehr stimmungsabhängig) jedoch regelrecht transzendent, fasziniert mit einer nüchternen Sachlichkeit und abstrakten Kälte in der die Komfortzone verlassenden Konsequenz jenseits von Dark -1.0 als für sich selbst stehender Ausschnitt einer tonalen Unendlichkeit, für die es keinen Unterschied macht, ob man es hier mit einem das Narrativ von Dark Space erweiterten Prolog oder gar einem neuen Kapitel für das Projekt zu tun hat.

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