Duke Garwood – Satin Warrior

Dass die Vorankündigung Hip Hop-Einflüsse verspricht, macht höchstens in sehr relativer Hinsicht Sinn, erscheint dann aber zumindest nachvollziehbar. Jedenfalls lässt (der unlängst wieder durch die Lande streifende) Blues-Wizard Duke Garwood auf die vor fast einem Jahr erschienene multimediale Single Satin Warrior folgerichtig nun das gleichnamige, entsprechende Album folgen.
War der von einer ganzen Stafette an Lockdown-Einzelübungen flankierte, mit seinem auch diesmal wieder kongenial agierenden alten Spezi Paul May eingefangene Pandemie-Platte Rogues Gospel 2022 eine mitunter betont verspielte Angelegenheit, legt sich Satin Warrior in einer aus den Fugen geratenen und nur oberflächlich wieder eingerengten Welt auf jene Art und Weise entspannt und unaufgeregt zurück, die der eröffnende Titelsong vor einigen Monaten angekündigt hatte.
Jene Trance-Jam ist mit seinen über 8 Minuten Spielzeit einerseits exemplarisch für eine generell gewachsene Länge der wie aus zwanglosen Jam-Sessions entstandenen Nummern. Wichtiger aber ist, dass die fiebrig-relaxte Percussion rhythmus- und groovedominierend, fast krautig (repetitive, aber nicht monotone) zum Dreh- und Angelpunkt wird, indem es als stoisch-lebendige Tragfläche für die Welt drumherum agiert, im Verbund mit dem simpel einlullenden Basslauf hypnotisch geradezu – und insofern wohl aus der Sicht von Garwood eben die Hip Hop-Vergleiche rechtfertigt.
Der Lebensraum um Mays Konstanten dräuen dabei unter den ebenso sinistren wie catchy-einfangenden Bläser-Arrangements im sedativen Fiebertraum eines süchtig machenden Schlangenbisses im Voodoo-Süden, die ansonsten abstrakt flanierende Gitarre pausiert und beobachtet diese Klapperschlangen-Score für 70s-Ganster-Movies in Zeitlupe.
Immer noch bleibt Mark Lanegan flächendeckend die erste Assoziation im archaischen Kosmos von Garwood, doch bewegen sich die Umgebungsgeräusche diesmal näher als sonst mittels der Gravitationsgesetze von Tom Waits – bis zu einem gewissen Maße hinaus aus der angestammten Komfortzone.
Und diesem Weg folgt Satin Warrior mit schicksalergebener Ruhe. Pretty Warrior rückt durch seinen dunklen Bass und karges Gitarrenspiel in bluesige Gefilde, folgt einem coolen Groove und tänzelt behände über den Schlangen-verseuchten Boden – inhaltlich pflegt Garwood bekannte Motive und Bilder – und das kurz gehaltene Satin Brad schleicht geheimnisvoll. Tangerine Warrior gibt sich mit formoffenen Orgel-Drones unweit einer funky Ader betont locker, smooth, leicht und lässig, lauert aber zurückhaltend, derweil Divine Suit einen rasselnden Drive in der Elegie anzapft. Wer den mäandernden MO von Garwood und seinem freigeistigen Songwriting schon bisher zu zwanglos fand, könnte sich mit den 39 Minuten ein wenig schwerer tun, als mit den Vorgänger-Platten, wird aber mit geradezu zuverlässiger Atmosphäre entlohnt.
Was das grundlegende Wesen aller Songs angeht, dringt Drifting Warrior quasi zum Kern der Dinge vor. Ambient orientiert gehen Violine, Schlagzeug und Gitarre eine lose Koalition ein, schlurfen in der Improvisation und erzeugen trotz des fehlenden Gesangs immer noch einen klassischen Garwood-Song. Das abschließende Scarlett Trees fällt als (als für sich genommen toller) Epilog am Klavier dann zwar leider ein wenig redundant aus dem restlichen Rahmen, doch wächst Satin Warrior ungeachtet dieses Fremdkörpers zu mehr, als der Summe seiner Teile – einem weiteren Puzze-Stück im niemals ergründlichen Mysterium, das Garwoods Diskografie darstellt.
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