Dungen – Dungen Live

von am 15. März 2020 in Livealbum

Dungen – Dungen Live

Mit ihrem Vertrauten und Produzenten-Kumpel Matthias Glava haben Dungen für Dungen Live eine mal ausschnitthafte, mal halluzinogen ineinander verschwimmende Odyssee durch ihr Bühnenleben zusammengebastelt.

Tatsächlich sogar ist Dungen Live insofern eine konservierte Dokumentation, weil das versammelte Material bereits Mitte bis Ende November 2015 im Stora Teatern von Göteborg in Schweden aufgenommen wurde.
Zur nun auf Mexican Summer veröffentlichten Platte gibt die Band selbst zu Protokoll: „Dungen Live is a document of a band playing with and beyond time, passionately reviving a slowly storied history of sound. A captivating ride captured and collaged from two shows in their native Sweden, Dungen Live covers all the peaks and valleys, the moments of intuition and inspiration, and the cosmic connectivity between a family of musicians that makes each Dungen show a spiritual shift.

Auch wenn das Hörerlebnis rückwirkend im Mix leider nicht immer zu einem nahtlosen Ganzen verwoben wurde, und damit stets ein fragmentarisches, ausschnitthaftes Teaser-Gefühl über den  niemals restlos die potentiell volle Sogwirkung entfaltenden Mitschnitten belassen wurde, gelingt der Gruppe – Multiinstrumentalist Gustav Ejstes, Mastermind Reine Fiske (Gitarre, Melodram) Mattias Gustavsson (Bass), und Johan Holmegard (Drums), dazu Jonas Kullhammar als Gast an Saxophon und Flöte – eine einnehmende Ahnung von Dungen auf der Bühne, die vor allem über die Bandbreite ihrer Assoziationen kurzweilig unterhält – ohne dafür, man erkennt es bereits an der pragmatischen Titelgebung, auf die gängigen „Hits“ (…) der Band zurückzugreifen, sondern im improvisierten Versuchslabor zu kommunizieren.

A1 ist etwa eine luftige Softrock-Reminiszenz an English House von den Fleet Foxes, A2 tauscht den 70er-Schwerpunkt zum heavier ausgelegten Proto-Metal und Rock, wird eingeklatscht und groovt. A3 adaptiert den Spacerock mit jazzigen Saxophon-Texturen, stellt also Hendrix-Knistern im StoogesFun House dar. A4 flötiert entspannt und lose fließend, baut seine Spannungen elektrifizierend immer weiter auf – darf man da gar an My Father my King als Folk denken?
Das Doug Jerebine-Cover Ain’t So Hard to Do wird wie ein stompendes Spanish Castle Magic aufbereitet und A6 badet ätherisch – wo der Übergang zu A7 abrupt ist, orgelt das Mosaik an sich als skizzenhafte Idee elegant in die Nostalgie.
Noch ruppiger der Seitenwechsel zu B1: Man ist mitten drinnen im Prog Rock, hört, wie Dungen sich in eine transzendentale Extase klimpern und gniedeln, wie es auch Motorpsycho gefallen wird – B3 lebt dagegen im relaxten Universum von Pink Floyd, trotz angeschnittener Danksagung am Ende. Alleine ein kurzes „Oooh“ in B2 oder ein paar „Aaah“s im bis dahin typischen B5 machen Dungen Live dann zu keiner waschecht-reinen Instrumental-Platte. Wie repräsentativ dieses Archivmaterial für heutige Belange der Band ist bleibt da offen. Wenn also das verräumt-perlende B4 wie betörendem Klavier von Sébastian Tellier zum melancholischen Silent Hill findet, oder B6 mit der Cowbell bratzend Garagen-Zunder gibt, bleibt einem wohl bei der nächsten Gelegenheit nichts anderes über, als selbst vor Ort zu sein.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen