floral patterns. – The Time It Takes to Get From Place to Place and How People Change

Starke Talentprobe einer jungen Band aus Portland: floral patterns. befeuern mit ihrer Einstands-EP The Time It Takes To Get From Place To Place And How People Change die aktuell grassierende Screamo-Renaissance.
Irgendwo im ungefähren und durchaus auch weniger aufbrausenden Spannungsfeld aus The Saddest Landscape oder frühen Pianos Become the Teeth zeigt die Vorstellungsrunde im Kurzformat mit dem langen Titel zwar durchaus ein paar Kinderkrankheiten, überzeugt in Summe aber über gefestigte Genre-Kernkompetenzen, die auch genug Potential zeigen, um demnächst noch eine tatsächlich eigenständige Artikulation zu finden.
Gerade auch deswegen ist leicht euphorischer Optimismus angebracht, weil The Time It Takes To Get From Place To Place And How People Change in seinem Verlauf eigentlich immer besser wird. Decay (Alone) taucht über ein kurzes Dialog-Sample an, ist dann über den ungeschliffenen Sound aber unmittelbar in einer so hingebungsvoll flehende, roh eskalierenden Phase der kraftvollen Leidenschaft, die andere Bands erst kurz vor der Abfahrt zur finalen emotionalen Kernschmelze kanalisieren. Insofern ist es auch absolut verzeihlich, dass sich die Nummer im Wechselspiel aus überbordender Stimmung der übereinander schreienden und eingespielten Samples kompositionell ein bisschen unausgegoren gibt: Die Dynamik dieser Arpeggios und Crescendos ist energiegeladen und hungrig.
That Scene In Fight Club Where Edward Norton Looks In The Mirror And Sees Brad Pitt Instead Of Himself kann sich dann den allzu generischen Klische-Zugang in der (Spoiler-)Titelwahl nicht verkneifen. Das eigentliche Problem sind aber die eingangs so prätentiös rezitierenden Spoken Word-Vocals, die wie eine gestelzte Patrick Kindlon-als-Listener-Vorstand-Imitation zu atmosphärisch clean perlendem Gitarren-Ambiente wirken – unangenehm gezwungen. Sobald floral patterns. aber die instrumentalen Zügel dahinter zu einer unbeschwerten Indierock-Annäherung beinahe liebenswert lockern, um am Mikro zur malträtierenden Stimmband-Folter umschalten, hat einen die Band sofort an der Angel. Entwicklungstechnisch und spielzeittechnisch der wohl interessanteste wie ambitionierteste Song von The Time It Takes To Get From Place To Place And How People Change.
Der wahlweise beste ist hingegen Before I Self Destruct. Dort findet sich nicht nur eine bessere Balance im ständigen Kippen zwischen Gebrüll und Geschrei, sondern eine geradezu aufopferungsvoll intensive Performance. Im Verbund mit dem (etwas gesichtslos) entschleunigten, klaren und unagressiven Schrammelrock servieren floral patterns. hier einen verdammt hartnäckigen Ohrwurm. We Can’t Stop Here, This Is Marlboro Country drängt danach als Abschluss wieder wuchtiger und heavier in die Katharsis, scheppert energisch und lehnt sich in einen porstrockigen Zwischenteil, bevor die Filmsamples zurückkehren und eine finale Eruption dem Furiosum der floral patterns.‘schen Gefühlswelt vorerst Erleichterung verschafft, ohne Ruhe zu finden. Wohin die Band auf Basis dieses schmucken Rohdiamanten danach noch wachsen könnte, wird spannend.
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