Full of Hell & Gasp – Split
Gerüchte über eine Kooperation zwischen Full of Hell und Gasp machten schon länger die Runde, nun ist die gemeinsame Split ohne viel Vorlaufzeit als One Time Pressing erschienen.
Wer sich in hiesigen Breitengraden die auf 1000 Stück limitierte Platte ins Regal stellen will, muß jedoch gegebenenfalls eine situationselastische Frustrationsschwelle samt freigiebigen Portemonnaie besitzen: Das Evil Greed zur Verfügung stehende Mini-Kontingent der Split war schnell vergriffen, und orderte man von Europa aus dem Bandshop von Full of Hell, fielen die Versandkosten weitaus höher aus, als die Vinyl-Scheibe selbst. Notfalls kann da nur noch die digitale Version Abhilfe schaffen.
Wie auch immer: Wenden wir uns von der Erscheinungsform des Objektes der Begierde und der einhergehenden Verfügbarkeits-Problemen lieber seinem Inhalt zu, der, um es gleich vorwegzunehmen, polarisieren dürfte, wiewohl er beidseitig massiv von Drome Triler of Puzzle Zoo People geprägt ist.
Schließlich versuchen Full of Hell zum Einstieg einmal mehr, ihr Hoheitsgebiet abseits des makellos beherrschten Deathgrind auszudehnen und schlagen sich dabei durchaus gut. A Ladder Made of Warped Light beginnt langsam schleppend, garstig und dreckig sludgy, nimmer über einen schiebenden Groove aus brutzelnden Saiten und Gekeife an Fahrt auf, tauscht den heavy Stoizismus aber bald gegen einen formfrei improvisierten, jammenden Avantgarde-Rausch im Noise Drone Metal und Dark Ambient mit okkulten, mystischen Texturen. Dies nimmt dann auch weite Teile der knapp acht Minuten Spielzeit ein, bevor am Ende hinaus ein jazziges Zappeln mit hibbeligen Drums und Saxofon noch einmal kakophonische Tendenzen beschwört, um über das zurückkehrend Grundmotiv des drückenden Riffs den Kreis zu schließen: der Opener wird sich als klares Highlight der EP entpuppen.
Die aus Sprach-Samples und ätherischen Tape-Schleifen gebaute Collage All Knew None fügt sich als nebulöser Fiebertraum in Zeitlupe, der zur Hälfte ein zähflüssiges Lo-Fi-Scheppern aus dem Delirium aufbranden lässt, im Kontext verwaschen stimmig daran – wie oft man die Nummer für sich stehend explizit angesteuert hören wird, sei jedoch dahingestellt.
Dennoch gelingt diese erste Seite der Platte nachhaltiger als jene von Gasp, vor denen sich Full of Hell fast ehrfürchtig verneigen – nicht nur hinsichtlich der experimentellen Ausrichtung der von ihnen vorgelegten Musik an sich, sondern vor deren Existenz ganz allgemein, wie Dylan Walker erklärt: „For the younger set/uninitiated Gasp is a psychedelic powerviolence band formed in 1996 and played amongst all the legendary first wave of bands, but was more of a deep cut for the true heads. They have always been an enormously influential band for Full of Hell. I can still remember the first time I listened to “An Earwig’s Guide..” in my car after getting a burnt copy from Spencer. I had chills the entire time, jaw dropped and gob smacked. It was everything I’d ever wanted to hear from an extreme band. It’s such a huge honor for us to have the chance to make this happen and we are very proud to present it to all of you now. Massive thank you to everyone in GASP for being down and for being a true inspiration over the years. “
Leider geraten die aktuellen Beiträge von Gasp bestenfalls ambivalent. In Impact Miracles lassen sich verträumt perlende Gitarren mit unruhiger Rhythmik in einen von neugierig umher schwirrenden Synth-Insekten lebendig bewohnten Indie-Postrock-Habitat gleiten, erzeugen einen halluzinogenen Kontrast aus Sedativum und Nervosität, aus Tempo und Verharren, der sich schnell für den klangtechnisch roh inszenierten, eilig (und irgendwie leer oder zumindest ohne markante Körperlichkeit aufgenommen) tackernden Blast Beat entscheidet, diesen aber immer wieder ausbremst und auf dysfunktionale Weise einnehmend faszinierend pendelt, jedoch vor allem ambivalent, als enervierend zielloser Clusterfuck der Ideen, der interessant ist – aber für sich alleine stehend abermals ein Gefühl der Willkür vermittelt.
Der Spannungsbogen von Byflower Babel als leicht futuristischstes Enigma einer ebenso entrückten Sound-Welt, die letztendlich von Drums einfangen und zu einem harschen Treffen mit Full of Hell-Kasteiung verleitet wird, mag da runder und schlüssiger sein, er wirkt aber auch wie ein Amalgam aus (fast schon klischeehaften) Baukasten-Stilmitteln, die gar zu vehement die übergeordnete Attitüde der Split mit latenter Worship & Tribute-Ausstrahlung forcieren wollen, aber primär stimmungstechnisch im Hintergrund funktioniert.
Das macht das Zusammentreffen von Full of Hell im Fan-Modus mit leidlich inspirierten Gasp zu einer zwar dennoch gelungenen, aber eben auch stets enttäuschenden Kooperation.
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