Green Day – Saviors
20 Jahre nach dem einen makellosen Run abschließenden, wohl unumkehrbar letzten tollen Album der Band, markiert Saviors (mit latentem Warning-Beigeschmack) nicht nur im Opener The American Dream is Killing Me die uninspirierte Rückkehr zu American Idiot für Green Day.
Green Day sind nach der Kurskorrektur mit Revolution Radio und dessen vielgehassten (aber abseits seiner Produktion besser als sein Ruf agierenden) Nachfolger inzwischen vernünftig genug, lieber ihr Blockbuster-Comeback von 2004 mit einer luftigen Lockerheit – wenngleich über viel zu ausführliche 46 Minuten, in denen nicht alle 15 Tracks kurzweilig auf den Punkt finden – aufzuwärmen, anstatt sich noch einmal in solchen „Wagnissen“ wie der unsäglichen ¡Uno!, ¡Dos!, ¡Tré! -Trilogie zu versteigen.
Was etwa in der nibelungentreuen Visions locker für einen Platz in den Top 10 des Jahres reichen sollte; und an hiesiger Stelle wieder zu einer nüchtern betrachtet zu wohlwollend ausfallenden Besprechung führt, die diesmal jener Tatsache, dass Saviors wie seine Vorgänger spätestens nach dem 3. Durchgang kaum noch neue Reize bereit hält, insofern kaum genug Gewicht bei der End-Bewertung zugestehen muß, weil das Ergebnis nun durch ein gestiegenes Green Day-Feeling samt gelungener Instant-Gefälligkeiten wie Goodnight Adeline oder Dilemma nicht schon nach wenigen Tagen komplett vergessen sein dürfte.
Generell bleibt das Niveau der letzten Jahre weitestgehend konstant gehalten, auch wenn ein paar Kürzungen oder weniger plakative 08/15-Texte gut getan hätten. Das vierzehnte Studioalbum des Trios verzichtet im Gegensatz zum betont debil auftretenden Father of All Motherfuckers auf jedwede Reibung und geht wie Revolution Radio mit einer professionellen Abgeklärtheit auf Nummer Sicher, vollkommen risikofrei für die loyalen Fan-Schichten und Gelegenheitshörer über das Formatradio abliefernd, hat nette Diskografie-Erweiterungen ohne Kennenlern-Hürde parat.
Saviors ist barrierefrei und eingängig, auf egale Weise schmissig und mit vertrautem Sound einladend, auf kantenlosen Pfaden auch wieder aus dem anderen Ohr hinausplätschernd. Ja klar hat man all das schon unzählige Male besser von der Band gehört – aber eben auch nur selten seit 2009.
Da geben sich anachronistische twistende Poppunk-Rocker wie Look Ma, No Brains! oder simple Selbstplagiat-Mitsing-
Green Day klingen 2024 so manchmal ein klein wenig heavier als zuletzt, oft wieder natürlicher aus dem Bauch heraus arbeitend, anstatt zu verkrampfen – selten wirklich schlecht, niemals wirklich richtig gut. Doch geht das Songwriting in seiner belanglosen und beliebigen Formelhaftigkeit als zuverlässige Stangenware absolut okay: Anstelle von Überraschungen oder Tiefgang setzen Billie Joe Armstrong, Mike Dirnt und Tres Cool auf einen die Gleichförmigkeit kompetent, weil sehr kurzweilig überfliegenden Autopilot, und liefern für die kommenden Arena-Shows eine Auswahl an flächendeckenden Füllern für die Zeit zwischen den alten Hits und Klassikern.
Eine Middle of the Road-Platte also, die sich (die eigentliche Substanz mit einer Frische und Nonchalance aufwiegend) mehr als jedes andere Green Day-Album der vergangenen Jahre paradoxerweise dennoch wie eine Rückkehr zur Form anfühlt. Ja, die Relationen haben sich längst geändert – aber diesmal ist’s wirklich das beste Album der Band seit eineinhalb Jahrzehnten.
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