Harrowist – Karakorum

von am 23. November 2021 in Album

Harrowist – Karakorum

Hardcore Punk und Metalcore aus Graz, der im Idealfall Referenzwerte andeutet – doch Harrowist geben mit ihrem Debütalbum Karakorum auch sonst eine vielversprechende Visitenkarte ab.

Aber gut, über Karakorum zu reden, heißt in erster Linie dann eben doch über das überragende Schlachthauszukunft zu schwärmen: Der Opener der Platte ballert seine Riffs über die bockstarke Gitarrenarbeit flink und wendig mit packendem Tempo und Stop-and-Go-Haken, ist unbedingt catchy zwischen Sludge und Hardcore kurbelnd samt seiner finalen Attacke wahrscheinlich sogar die beste deutschsprachige Abrissbirne seit dem letzten Radau von Inkasso Moskau.
Mit einem solchen Einstieg ist freilich für den weiteren Verlauf eine undankbare hauseigene (nein, eigentlich gar der internationalen Szene die Formstärke demonstrierende) Messlatte gesetzt. Mehr noch dient Schlachthauszukunft mit dem später folgenden Siachengletscher / Tal der Wildrosen (das mit tollem Groove lauernd die Nackenmuskulatur provoziert) als ambivalenter Indikator: Immer wenn Harrowist auf Deutsch intonieren, gewinnt das Material durch den eigenwilligeren Vortrag extrem an Form und Sicherheit, entwickelt melodischer interessantere Ideen samt originär-eklektischen Charakter, hebelt das Songwriting einfach in jeder Hinsicht nahe zur Referenz-Ebene.

Insofern ist es natürlich verdammt schade, dass Harrowist sich über weite Strecken von Karakorum nicht auf diese naheliegenden Stärken konzentrieren, sondern in der Masse aufgehend auch eine standardisiertere Klasse beweisen wollen.
(I Am The) Harrowist Tree Of Life drosselt das Tempo im Rahmen doomiger und drückt dazwischen herrlich straight und simpel gebrüllt auf das geradlinige Punk-Pedal. Die Routine I Dreamed Of Eroding Mountain Ranges sucht die Symbiose aus Mastodon und Pantera. From Campamento Aucanquilcha To Mponeng ist starker, stampfend die Spannung erzeugender Post Hardcore im Rock-Einstieg, zeigt über weite Strecken im Midtempo Call-and-Response skandiert ein grandioses Zusammenspiel der Rhythmusabteilung mit der Gitarrenfraktion. Die verzweifelte Kante von When The World Burns I Will Be Throwing Barrels Of Fuel beschwört ein Sammeln und Loslassen, steht symptomatisch dafür, dass Harrowist in dieser Gangart zwar weniger überragend agieren, aber im Umkehrschluss eben auch absolut nichts falsch machen.
Nur The Puppeteers schwächelt ausgerechnet als Schlußpunkt seltsam ungelenk und sich mit ungewollter Theatralik übernehmend, überzeugt schwach mäandernd nur, wenn die Zügel enger gezogen werden. Weswegen Karakorum in Summe als Album auch nur bedingt funktioniert, zumindest seine latent frustrierenden Schönheitsfehler hat – sich aber unterm Strich doch vor allem für zukünftig weitaus höhere Aufgaben empfiehlt. Und bis dahin läuft alles nach dem Instant-Hit Schlachthauszukunft doch auch auf Heavy Rotation.


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