In The Company of Serpents – Lux

von am 18. Mai 2020 in Album

In The Company of Serpents – Lux

Das größte Manko von Lux ist, dass In the Company of Serpents dem darauf zelebrierten Sludge-Eklektizismus trotz unverkennbarer Spaghetti Western-Handschrift nicht in letzter Konsequenz die Geniestreiche ähnlich veranlagter Genre-Klassenbester abringen und eine damit einhergehende Euphorie provozieren können.

Was diesmal frustrierender auffällt als auf den bisherigen Veröffentlichungen der Band aus Denver, da In the Company of Serpents mittlerweile einfach so verdammt kompetent sind, in dem was sie tun. Das Trio schüttelt die nackbrechenden Riffs mit sofort kickender Prägnanz wie selbstverständlich aus den Gelenken, verschmelzt tonnenschwere Zutaten zu immer überdurchschnittlichen Songs.
Auch muss man Grant Netzorg (Vocals/Guitars), Ben Pitts (Bass/Lap Steel Guitar) und J.P. Damron (Drums) anhand von Lux in ästhetischer Hinsicht einmal mehr ein klein wenig Inkonsequenz vorwerfen, wenn sich die übergreifende Western-taugliche Prägung nicht schlüssig durch die gesamte Essenz der Platte zieht. Lightchild klettert am Post Metal von Isis entlang und zieht seine Kraft aus dem Kontrast aus akkuratem Stoizismus und dem aufwühlenden Black Metal-Tremolo, bleibt aber in seiner monotonen Repetition auf Dauer ein klein wenig zu träge, bevor sich Archonic Manipulations mit knackiger Thrash-Färbung doch für den zähflüssig hypnotisierenden Groove entscheidet. Das starke Scales of Maat wiederum bremst seine so geduldige, epische Heaviness-Monumentalität aus, um Ethan Lee McCarthy und Ben Hutcherson an die wuchtig-breitbeinige Noise-Planierraupe zu setzen, die ohne markanten Aufwand den Doom plättet – weniger hässlich als erwartet übrigens.

In die relative Komfortzone wird auch der Closer Prima Materia ohne Epiphanie letztendlich zurückkehren, doch reiten In the Company of Serpents hier erst erstaunlich geschmeidig im Sattel sitzend durch ihre hauseigene postapokalyptisch-staubige Prärie reiten.
Am anderen Ende, dem Einstieg des Openers The Fool’s Journey begrüßt wiederum eine solch patentiertes Schuld-und-Sühne-Panorama aus der Feder von Cormac McCarthy, bevor die Band in eine kehlige Gitarrenkaskade aufplatzt, irgendwo zwischen frühen Baroness und Cult of Luna. Die Bridge zur nachdenklichen Einkehr mag nach dieser Vehemenz zwar für eine Verschnaufpause sorgen, aus der sich die Kombo erst nur im Slo-Mo-Modus schleppen will, doch injiziert man sich auf die letzten Meter noch einmal zwingendes Adrenalin.
Zwischen den beiden Violinen-indizierten Interludes Daybreak und Nightfall, die anmuten, als hätte Dylan Carlson über spanische Folklore seine Liebe zu Gustavo Santaolalla entdeckt, ist The Chasm at the Mouth of the All so das Herzstück des Konzeptwerkes („All is Light“) Lux: Dunkler Klargesang sowie die Essenz des Dark Folk, Country und Americana ist der Nährboden für eine Neurosis-artige Heaviness, die jedes Roadhouse zur Abrissbirne machen könnte, darüber hinaus aber eine imaginative Bildhaftigkeit kreiert, an der In the Company of Serpents sich künftig messen lassen müssen. Was als Referenzwert durchaus so passt, denn nicht nur hier klopft die Band qualitativ zumindest sehr bestimmt bei der Elite der Szene an.

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