Inhaler – Cuts & Bruises

von am 9. November 2023 in Album

Inhaler – Cuts & Bruises

Die weiterhin grotesk überhypten Inhaler spielen auf ihrem Zweitwerk Cuts & Bruises in einer schmerzfrei auf den kantenlosen Konsens ausgerichteten Komfortzone weiterhin formelhaften Indie Rock mit Potential.

Dass der Output von Inhaler in all seiner objektiv ziemlich belanglosen Austauschbarkeit vielerorts tatsächlich begeistert aufgenommen wird, bleibt subjektiv nach wie vor verwunderlich – angesichts der äußerst versierten Weise, wie sich die junge irische Band barrierefrei und reibungslos zwischen den Killers und Strokes positioniert, ist er aber schon nachvollziehbar und macht auf Platte auch mehr Sinn, als in der Live-Farblosigkeit der Band: Cuts & Bruises läuft nicht unangenehm nebenbei, ist niemals per se schlecht oder aufdringlich, als charakterfteier Eklektizismus aber eben (auch ungeachtet etwaiger Nepotismus-Vorwürfe) in Summe primär dennoch ziemlich langweilig und uninspiriert – ähnliche Übungen wie sie die Iren praktizieren, haben die Trittbrettfahrer Vaccines selbst nach 2011 noch weitaus aufregender hinbekommen.

Dennoch erzeugt die catchy, wenngleich unmittelbar vergessene Kompetenz von Inhaler auf relativ gleichförmigen Schienen, ohne Überraschungen, spannende Impulse oder Risiken durchaus Wohlwollen.
Gerade If You’re Gonna Break My Heart klimpert etwa schön unangestrengt balladesk, auch wenn die Gruppe sich den Kitsch am Ende nicht verkneifen kann, die entspannte Spielweise von Perfect Storm tut ebenso gut wie die atmosphärische Auslegung von Dublin in Ecstasy oder When I Have Her On My Mind, während das etwas elektronischere Dreampop-Flair von Valentine auch ohne schlüssige Auflösung kurz die Aufmerksamkeit fesselt. Dass die meisten Songs wie blasse Imitate aus dem Brandon Flowers-Portfolio klingen, wird freilich auch niemandem weh tun.

Schade allerdings, dass die kaum Energie erzeugende Produktion keinen Pepp hinter die auf Nummer Sicher gehenden Kompositionen bringt (ein So Far So Good könnte etwa durchaus fetzigen Spaß machen, wirkt aber fast frustrierend aggressiv auf eine gefällige Zahnlosigkeit gebürstet – und wo sind die Endorphine, die durchaus hymnische Semi-Hits wie Love Will Get You There oder mehr noch These Are the Days eigentlich ausschütten müssten?) und wirklich alle Songs viel zu lange dauern, praktisch alle elf Stücke in ihrem letzten Drittel den Bogen der Repetition derart überspannt haben, dass ein unangenehm penetrant nervendes Gefühl in den Vordergrund tritt (50 Minuten Spielzeit ziehen sich zur empfundenen doppelten Länge!) und man Cuts & Bruises ohne jede Entwicklung zu seinem Vorgänger seine harmlose Auffassung von Rock’n’Roll dann am Ende doch irgendwie übel nimmt.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen