Jack White – Live at Masonic Temple

von am 18. Juni 2021 in Livealbum

Jack White – Live at Masonic Temple

Im Jahr 2014 spielte Jack White in Detroit das mit dreieinhalb Stunden Dauer längste Konzert seines Lebens. Im Zuge der der Vault-Serie von Third Man Records ist Live at Masonic Temple nun auch physisch erschienen.

Während man dem physischen Auftreten der viereinhalb Platten keinerlei Vorwürfe machen kann, sind die nicht hausintern gepressten Vinyl-Exemplare doch eine kleine Zumutung geworden: Der (zugegeben sehr sauber konservierte) Sound ist extrem flach. Der Bass ist praktisch nicht existent, der weit in den Vordergrund gemischte Gesang und die Gitarre drängen sich dafür auf. Das Publikum passiert irgendwo im Nirgendwo, zumindest haben die Interaktions-Phasen und Mitsing-Parts überhaupt keinen Saft, sondern transportieren nur eine frustrierende Leere ohne packendes Momentum. Kurzum: Zumindest über ansatzweise gute Kopfhörer macht Live at Masonic Temple schlichtweg absolut kein Spaß zu hören.
Kann man über diese Manko hinwegsehen (oder die Platten auch einfach nur nebenbei im Hintergrund laufen lassen goutieren) sieht die Sache schon anders aus – dann haben einen die 38 (bzw. 40) Songs spätestens dann an der Angel, wenn im Hotel Yorba die Fidel ausgepackt wird und die Spielfreude ziemlich greifbar wird.

Vor knapp sieben Jahren war das jedenfalls offenbar ein ziemlich ausgelassenes Spektakel, dass eine umfassende Rundschau über das Werk von White (Stand 30. Juli 2014) zeigt. Das gibt es insgesamt siebzehn White Stripes-Klassiker und dreizehn Solosongs (fünf von Blunderbuss, sieben von Lazaretto – und alle besser, als in den Studioversionen), dazu noch zwei Dead Weather-Nummern (in I Cut Like a Buffalo schauen sogar Alison Mosshart and Dean Fertita vorbei) und einen Raconteurs-Hit (Steady As She Goes – der übrigens auch sehr deutlich macht, dass Lillie Mae als Backingsängerin an diesem Abend kaum einen Ton trifft).
Abgerundet werden die Blicke über den Tellerrand durch Interpretationen aus dem Œuvre von Hank Williams, Led Zeppelin, Junior Wells und Beck Devil’s Haircut macht tatsächlich extrem viel Bock.

Als Schmankerl gibt es noch eine Bonus 7“ mit dem 2020er Auftritt von White bei Saturday Night Live, der jedoch nichts an der ambivalenten Wahrnehmung dieses umfangreichen Pakets ändert: Mag die Platte auch substantiell selbst jene überzeugen, die vom Schaffen Whites im vergangenen Jahrzehnt abseits einiger überraschender Lichtblicke auf Kriegsfuß standen, bleibt hier (trotz der zwischen den Punkten liegenden Aufwertung) doch vor allem ein enttäuschender und ärgerlicher Eindruck der allgegenwärtigen Unzufriedenheit zurück. Immerhin hätte Live at Masonic Temple mit einem besseren Klangbild durchaus etwas ikonisches transportieren können.

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