Jaye Jayle – Small Dark Voices
Nach dem herrlich eigenwilligen Beatles-Cover Help! sowie dem sehr feinen Livealbum PRISYN: Live from Scarlet Chapel starten Jaye Jayle – hier nun wieder trotz der neuerlichen Mithilfe von Ben Chisholm deutlicher ein Soloprojekt von Evan Patterson – in Form von Small Dark Voices mit neuem Original-Material in das neue Jahr.
Dabei ist das auf dem Psychaterstuhl geflenzte Werk eigentlich vor allem als das Abtragen von Altlasten zu verstehen, wie der den Blick nach vorne werfende Patterson erklärt:
„Hello and Happy New Year. I wanted to start this year off with the gates wide open. I’ve need more immediacy in my musical life and decided to just get this song out there in the world now. No more waiting… for now. Here is a 9 minute and 21 second song titled “SMALL DARK VOICES” that I’ve been working on randomly for the past three years and recently completed the final week of 2022. The song deals with the struggles of mental health and the inner monologue that can be at many times a chaotic vortex of stunting shades of confusion. Music and art is my outlet. It is what I have always found relief and resolution in sharing and relating to with others. There is so much joy in creating and completing every song. I hope you can hear that in this piece. Love always, Evan”.
Düstere Synths im vage anachronistischen 80er-Flair der jüngsten Jaye Jayle-Studioplatte tragen das dunkle Timbre von Patterson, dessen Gesanglinie und Charisma unheilschwanger und dennoch eingängig anziehend wirkt, wie sich die Stimme und die beinahe maschinellen Beats im Hall wälzen, auf versöhnliche Weise einen angenehm apokalyptischen Minimalismus im Postpunk und ambienten Industrial skizzieren. Elektronischer Eklaktizismus im Downtempo, geduldig und abgekämpft. Nach knapp zwei Drittel seiner Spielzeit verfällt Small Dark Voices in einen kargen Groove, dessen schleppender Rhythmus die darüber halluzinogen verschwimmenden Orientierungspunkte mit massiv grummelndem Unterbau so sehr verschwimmen lässt, dass man irgendwann unbemerkt in der Trance durch die Zeitlupe tanzt.
Nach neuneinhalb Minuten fühlt sich dieser transzendentale, unterbewusst so fesselnde wie aktiv konsumiert einlullende Sog jedenfalls nicht an – sondern eher wie die unwirkliche Krönung von Prisyn.
Kommentieren