Johnossi – Mad Gone Wild

von am 30. Mai 2022 in Album

Johnossi – Mad Gone Wild

Johnossi thematisieren auf Mad Gone Wild die dunklen Zustände der Seele, untermauern dies aber vor allem mit ihrer interessantesten Platte seit…ja, womöglich gar seit dem selbstbetitelten Debüt von 2006.

Zwar haben John Engelbert und Ossi Bonde immer noch das Problem, dass sie, sofern sie wie in Give Me the Knife (quasi eine schön rauhe, aber letztendlich zahme Symbiose aus Queens of the Stone Age und Beatsteaks), (dem flott-fetzigen) Yeah Yeah („Go go go, yeah yeah!“), Killer (Slowly Fantasize) oder (dem latent heavier schunkelnden) A Passenger ihren typischen Indierock-Pfaden folgen, einfach immer noch zu kantenlos eingängig und strukturell viel zu reibungslos durchschaubar agieren, was all die catchy Zugänglichkeit praktisch sofort wieder vergessen macht, ohne wirklich negativ aufzufallen.
Dennoch kann Mad Gone Wild eine leichte Leistungssteigerung im Vergleich zu seinen Vorgängern verbuchen, weil Johnossi (im Sequencing übrigens wenig überraschend quasi im Wechselspiel mit den auf Nummer Sicher gehenden Standards angeordnet) dezente Impulse setzen, um ihren Baukasten-Sound eine Frischzellenkur zu verpassen.

Something = Nothing täuscht etwa eine Lofi-Punk-Ästhetik in der Inszenierung an (wiewohl der Refrain typisch ausgeleuchtet scheppert) und die aus dem Nichts kommende 80er-Darkwave-Patina steht Koala Before the Storm wirklich sehr gut (auch wenn sich die Nummer generell vertändelt, zumal der Chorus nicht den Mut für die neuen Verhaltensmuster hat). Der Herz- und Titelstück wummert synthetisch abgedämpft und bleibt trotz düsterer Bläser-Ahnung reduziert (wiewohl der Klimax freilich wieder den simplen Rock sucht) und das tanzbare Black Hole wählt dagegen eine locker(-langweilig)e Synthpoprock-Gangart (quasi Wombats in hemdsärmelig), während das ziellose Instrumental Wizard of Os zwischen einer Arctic Monkeys-Lounge-Kontemplation und der orgelnden Score-Skizze ästhetisch einnehmend kompositionell nicht überzeugen kann.

Die esoterischen Ethereal Wave-Texturen von Screaming knüpfen dort mit Enya-Vibe in der angenehm ruhigen Atmosphäre an, die zudem den unscheinbaren Ausklang anstelle jedes 08/15-Spektakels wählt. Das ist ebenso angenehm wie unbefriedigend, vor allem aber symptomatisch dafür, dass der relative Mut der Band zur leicht verdaulichen Beinahe-Exzentrik nicht in jeder Szene aufgehen muss, um sich in Summe doch auszuzahlen: Weiter weg von der Egalität als mit Mad Gone Wild waren Johnossi lange Zeit nicht.

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