Kaiser Chiefs – Kaiser Chiefs’ Easy Eighth Album

von am 13. März 2024 in Album

Kaiser Chiefs – Kaiser Chiefs’ Easy Eighth Album

Ricky Wilson und Co. arbeiten mit (dem zugegebenermaßen witzig betitelten) Kaiser Chiefs‘ Easy Eighth Album hart daran, dass Stay Together von 2016 nicht das Lowlight der hauseigenen Diskografie bleibt.

Die grundlegenden inszenatorischen Vorkehrungen dafür sind irritierend: Ricky Wilson klingt auf dem tatsächlich nach gar keiner schweren Geburt klingenden Duck-Nachfolger selten nach sich selbst (am wenigsten natürlich im von Autotune-Effekten verseuchten Beautiful Girl, das eher eine vage Vorstellung davon vermittelt, wie eine Green Day-Demo aus der Keyboard-Dose an der simplen Schnittmenge aus Kasabian und Weezer schmissig bagatellisieren könnte); und die Kaiser Chiefs selbst erzeugen kaum Band-Feeling sondern agieren eher wie ein billiger Baukasten, zumal der Sound von Album Nummer 8 grundlegend ein ziemlich inkonsistenter ist – meistens dünn und keine einheitliche Ebene in Sachen Mix oder stilistischer Basis findend.
Um es insofern vorwegzunehmen: die ziellos um Gefälligkeit bemühte, unpackbar langweilige Produktion der Platte kostet an dieser Stelle in der Endabrechnung mindestens einen Punkt bei der Bewertung. Denn in dieser Ausgangslage wirken die 29 nur bedingt kurzweiligen Minuten von Kaiser Chiefs‘ Easy Eighth Album wie ein unausgegorenes Taumeln zwischen den unangenehmen (ldeider doch nicht aufgegebenen) Disco-Ambitionen der Band und ihren längst nur noch harmlos in den Griff bekommenen Indie Rock-Wurzeln.

Das lockere (durch Nile Rodgers gewinnende, aber exemplarisch viel zu lange laufende) Feeling Alright will da auf der einen Seite ebenso wie das billiger, nerviger und plakativer angelegte How 2 Dance (ungefähr dort, wo hüftsteife Formatradio-Hörer sich durch brave Hollywood-Filme inspiriert wohl jugendliche Partys in ausgelassenen Ferienanlagen vorstellen) mit banalen Klischee-Texten Stimmung machen, weswegen das catchy-kitschige, durch Streicher die Melodramatik suchende (und einfach abrupt abgedrehte) Burning in Flames als irgendwie doch ziemlich catchy daherkommende Ohrwurm-Single seine Disco-Sache besser macht, während der Hak Baker-Clusterfuck The Job Centre Shuffle den schon zuvor angebotenen Funk irgendwo zwischen Arctic Monkeys-meets-Mando Diao-Imitation und Saxofon-Gimmick vertändelt.

Reasons to Stay Alive stampft dagegen ohne Pointe als tanzbarer Rocker nirgendwohin, während der komplett belanglose Pop von Jealousy praktisch noch während des Hörens schon wieder vergessen ist und Sentimental Love Songs nonchalant und unverbindlich in der Lounge dudelt. Herr Gallagher wird es wohl nicht seiner Mühe wert finden, über eine Harmlosigkeit wie Noel Groove abschätzig herzufallen, dafür ist diese Fahrstuhl-Variante des Britpop einfach viel zu egal. Zu seicht, zu oberflächlich und halbgar inszeniert, mag das zentrale Motiv auch an sich einnehmend. Es ist eben einfach keine Energie spürbar, die Motivation verpufft zwischen den Stühlen sitzend, auch wenn das alles freilich niemals wirklich niemals wirklich grotesk schlecht ist, geht Kaiser Chiefs‘ Easy Eighth Album in Summe bestenfalls als Hintergrund-Beschallung oder Lückenfüller-Potpourri durch.
Deswegen kann man in der netten Geste der Brüderlichkeit The Lads vielleicht ebenso das Mahnmal erkennen, dass (hier ausnahmsweise durch einen von zwei oder drei Refrains des Albums, die wirklich hängen bleiben) eine kleine Hook-Idee den Kaiser Chiefs mittlerweile genügt, um darauf einen entwicklungsresistenten Song ohne erfüllende Perspektiven aufzublasen, und ihn weit abseits eines enthusiastisch packenden Momentums zwanglos plätschernd reibungslos feilzubieten – aber auch die versöhnliche Ahnung, dass das Händchen für zutiefst simple Instant-Ohrwürmer eben zumindest ansatzweise durchaus noch vorhanden wäre – wiewohl Amir Amor einfach die absolut falsche Wahl für die Person am Produzentenstuhl war, um es zu fördern.
Spaß macht das alles derzeit letztendlich leider jedenfalls kaum. Gut also irgendwie, dass die Briten eben derart weit von sich selbst entfernt, nahezu idenditätslos gar, in Szene gesetzt werden, dass man nie das Gefühl hat, dass die Kaiser Chiefs mit ihrem achten Album einen Witz auf eigene Kosten erzählen und sich so zur Selbstpersiflage machen würden.

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