Khruangbin & Leon Bridges – Texas Sun

Psychedelischer Soul unter der wärmenden Texas Sun, ohne Ablaufdatum versehen: Leon Bridges kann mit den fantastischen Khruangbin als Backingband erstmals wirklich sein vorhandens Potential abrufen.
Auf zwei Soloalben des 30 Jährigen nicht restlos funktioniert, weil seine Retro-Absichten dort noch stellenweise eher wie vielversprechend aufgegossenes Recycling anmutenden konnten. Doch Texas Sun ist kein Gewinnspiel für nur eine der beiden – zuletzt ja gemeinsam auf Tour gewesenen und dort Gemeinsamkeiten entdeckenden – Parteien, sondern eine sich gegenseitig ergänzende Synergie.
Das ebenfalls aus Texas stammennde Trio Khruangbin (Laura Lee, Mark Speer und Donald „DJ“ Johnson) hat zuletzt ja mit einer eher unnötigen Remix Platte vertändelt, während den zwei sehr feinen vorangegangenen regulären Instrumental-Platten subjektiv in ihrem unspektakulären Leisetreten doch das gewisse Element abgehen konnte, um sich bedingungslos aus dem Hintergrund zu erheben: Auftritt Bridges an der bisher vakanten Stelle am Mikro.
Auf Texas Sun finden die Stärken des Sängers und der (ihren latenten Funk hier noch dezenter als auf Con Todo El Mundo bereits zurückschraubenden) Band in einem zeitlos aus der Vergangenheit gespeisten Kaleidoskop zueinander, bleiben wie leicht in der Sonne aufgelöste Erinnerungen vage, betören sanft und brillant elegant produziert.
Gleich der eröffnende Titelsong bibdet entspannten Americana mit Folk, nostalgisch und friedlich, ohne Wurzeln zu schlagen – man kann sich vorstellen, dass Calexico oder Jonathan Wilson sich diesen Roadtrip von Fort Worth nach Amarillo auf ihrer Tour aus der Würste Richtung Laurel Canyon anhören. Der locker Rhythmus harmoniert ideal mit dem smoothen Gesang, Pedal Steel-Nuancen wehen durch den Äther. Khruanbin und Bridges cruisen dem Horizont zielstrebig, aber nicht eilig entgegen, lassen den Soul butterweich und unaufdringlich in den Rock schmelzen.
Das gefühlvolle Midnight bremst sich danach ein wenig aus, lässt mehr verträumte Psychedelik im Spektrum zu, agiert aber in seiner innerlichen Ruhe sogar noch betörender und angenehmer, wenn sich das Gespann in wunderbar geschmeidige Arrangements bettet. C-Side gönnt sich dann doch noch den subversiven Funk in den Zwischentönen, bevor es den Groove gedankenverloren in die Vibraphon-Lounge tagträumen lässt und sich das abschließende Conversation entschleunigt und minimalistisch dort ausbreitet, wo Michael Kiwanuka nicht so sehr auf Danger Mouse vertraut oder Durand Jones & The Indications die Schmissigkeit außen vor ließe. Khruangbin spielen schließlich so unfassbar nuanciert, eher imaginativ als assoziativ, wenn das Szenario kaum merklich anschwillt.
Was allerdings auch zeigt, dass die Kooperation eher instinktiv dahinläuft, eher in ihrer Ästhetik aufgehen, anstatt tatsächlich einen Klimax für das Songwriting zu suchen. Weswegen Texas Sun notfalls eher unverbindlich bleibt – auch immer wieder sogar den etwas billigen, aber hier gar nicht notwendigerweise unpassenden Ausweg über das Fade Out wählen.
„Wir haben versucht, weitestgehend absichtslos an die Sache heranzugehen, denn die Absicht steht der Musik immer im Weg. Wenn Du die Musik einfach machen lässt, dann wird es sich von selbst offenbaren.“ erklärt Lee die Herangehensweise an das Projekt.
Offenbarung findet Texas Sun vielleicht keine, doch die 21 Minuten der Platte lösen sich folgerichtig auch ein bisschen in der Transzendenz auf, was zu einer Musik passt, die wirkt, als hätte sie sich für einen Moment niedergelassen, ohne deswegen wirklich sesshaft oder greifbar zu werden, bald weiterzieht und einem bei jedem Wiedersehen/hören ein seliges Lächeln ins Gesicht zaubern wird. Und obwohl Zeit in Begleitung dieser vier Stücke relativ wird, verdient sich das Zusammenspiel von Bridges und Khruangbin damit eigentlich bereits jetzt eine Ausdehnung der Kooperation mindestens auf Albumlänge.
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