KMPFSPRT – Jugend Mutiert

von am 27. Januar 2014 in Album

KMPFSPRT – Jugend Mutiert

KMPFSPRT nehmen den Schwung der vielgelobten ‚Das Ist Doch Kein Name Für ‚Ne Band‚-EP weitestgehend auf Albumlänge mit: ‚Jugend Mutiert‚ findet elf Mal den direktesten Weg zwischen amerikanisiertem Punkrock-Energiebrocken und deutschsprachigem Ohrwurmwiderhaken.
Walter Schreifels hatte schon Recht, als er KMPFSPRT puntgenau zwischen Hot Water Music und Title Fight verortete. Weil das Quartett sich eben obwohl deutschsprachig ala Marathonmann auftretend hinsichtlich Ausstrahlung und Qualität in erster Linie an Vorbildern vorderster internationaler Front orientiert. Wenn KMPFSPRT wie in ‚All My Friends Are Dads‚ also mit Gangshouts und einer ordentlichen Schippe Spielwitz auf die Überholspur des Rock brausen um Hookline an Hookline zu hängen sollte das tatsächlich allen ein wissendes Lächeln auf die Lippen zaubern, die ‚Floral Green‚ und Co. abgefeierten – als erste Referenz ist aber doch immer wieder die Gang um Chuck Ragan im Unterbau zu finden – alleine der rauen Stimme von Sänger Richard wegen.
Aber auch musikalisch hat man sich deutlich von der Gainesville-Legende sozialisieren lassen, gelernt wie man das ruppige mit dem Eingängigen verbindet, große Gesten ohne Pathos bodenständig gestaltet, Fäuste ballt ohne unfreundlich zu werden. Während die Harmonien in der eröffnenden Bombe ‚Nachtsicht‚ also sogar vage daran erinnern, dass Kettcar mal eine wirklich tolle Band waren, rotiert das Schlagzeug plötzlich im Wirbelsturm hin zu ‚Fuel for the Hate Game‚ und die Chorus-Könige KMPFSPRT stehen schon mitten drinnen in der ersten Hymne der Platte, knackig, hochgradig kehlkopfansteckend und schweißtreibend mitreißend…und in den letzten eineinhalb Minuten des Songs fast schon zu perfekt kalkuliert.

Symptomatisch für ‚Jugend Mutiert‚. Die Jungs aus der Konkursmasse von Fire in the Attic und Days in Grief sind eben langjährige Profis, die wissen wie man die Hebel am effizientesten ansetzt. Und sicher ist niemand beleidigt dass die Platte am selben Kreuz wie ‚Exister‚ zu tragen hat, aber dennoch: oft ist das beinahe zu hartnäckig (verkrampft wäre zu hart ausgedrückt!) im Umgang mit all seinen treffsicheren Melodien; eine Spur zu sauber ausgeleuchtet; etwas zu ausgiebig begeistert von all den schulterschließenden Refrains. Unter der großen (‚Herzattack-ack-ack‚) und kleinen (‚Halt. Nein. Anders‚) Hit-Brechstange für den Pit machen es KMPFSPRT dabei nur selten, weswegen in der rundum versierten Hooklinehatz das konventionelle Baukastengeriffe in den Poppunk-Abfahrten wie ‚Theorie Der Guten Chance‚ auch gar nicht weiter stört – ‚Jugend Mutiert‚ macht auch weniger unbeschwert und locker aus der Hüfte geschossen als ‚Das Ist Doch Kein Name Für ‚Ne Band‚ über die volle Distanz enorm viel Laune in seiner kurzweiligen Vielseitigkeit.

Vom stakkatohaft abgehenden ‚Am Ende Hell‚ dürften sich deswegen sogar Bloc Party gerne mal die Gitarren leihen, das tolle ‚Musikdienstverweigerer‚ ist nicht nur (aber doch auch wegen) des atemlosen Hysteriegekeife von Frau Potz-Sänger Felix eine kraftstrotzende Anlehnung an die alten Billy Talent. ‚Atheist‚ schielt trotz seines deprimierter Ader („So wie jedes Mal ist das Wort zum Sonntag „Schade“, das Wort zum Freitag „Bier“ und das Wort zum Samstag „Kater““ – eine vage Ton Steine Scherben-Hommage?) klammheimlich Richtung Pop und haut wie zum Trotz am Ende noch ziemlich smart feiernde Bläser hinten nach – ohne unangenehm aus dem Raster zu fallen. Egal ob es da um Beziehungskisten, Tierrechte oder politisch motivierten Rüffel geht: KMPFSPRT ziehen sich stets selbst aus der Kloake des Alltags und verpassen jedem der dort versteckt den nötigen Arschtritt.
Die Frage ist nicht wo ich steh/ Die Frage ist wohin du gehst“ meißelt die Band gleich im Eröffnungssatz. Wohin auch immer das nun sein wird – nach ‚Jugend Mutiert‚ ist da das ziemlich zuverlässige Gefühl, dass KMPFSPRT einen wohl über lange Zeit begleiten werden.

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