Laura Jane Grace – At War With The Silverfish

von am 8. Oktober 2021 in EP

Laura Jane Grace – At War With The Silverfish

Ohne große Vorankündigung spendiert Laura Jane Grace mit At War with the Silverfish einen EP-Nachsatz zum noch kein Jahr auf dem Buckel habenden Album Stay Alive.

Hinter einem gewissen Pragmatismus („These are songs of late night madness and loneliness, orphan songs that came wandering in looking to feed like insects”) versammelt die Against Me!-Chefin über knapp 14 Minuten nette Skizzen (oder eher: in ihrer Unscheinbarkeit nicht wirklich sättigende Songs?), die mit Unterstützung von Devouring Mothers-Kumpel Marc Hudson allesamt zurückgenommen und spartanisch bleiben, im Zweifel lieber zu wenig als zu viel auf die Rippen packen – sich jeweils aber durchaus unterschiedliche Schattierungen gönnen.

Three of Hearts ist eine Singer/Songwriter-Acoustic-Bagatelle, während Lolo 13 durch sein sanft stampfendes Schlagzeug und die subtil-romantischen „Uhuhuuu“-Backinggesänge poppiger auftritt. Long Dark Night hinterlässt wie vieles aufgrund der Ästhetik Spuren, weniger aufgrund der Hooks oder Komposition an sich: Hier sind es ein Drummaschinen-Beat mit Drive, der Effekt auf der Stimme sowie der latente Vintage-Vibe, die im potentiellen Demostadium des Rock’n’Roll-Geistes von The Gaslight Anthem samt mit unverkennbarenr Grace-Prägung aufklärten Refrain, die hängenbleiben; in (dem mit dreieinhalb Minuten als Epos durchgehenden) Electro-Static Sweep die launisch um Streicher schwänzelnden Tendenzen – als würden die Menzingers einen auf New York Dolls machen.

Weniger prägnant: der flott und freundlich hüpfende Acoustic-Punkrock von Day Old Coffee (trotz eines vagen, eben leider nicht konkretisierten Kontrastes aus dringlichen Leadvocals und apathischen Background-Callback-Nuancen), der Gruppen-Lagerfeuer-Singalong Smug Fuckface oder das mit Synth-Patina verzierte Yesterday Pt. II.
Zwar geht aus dieser Riege jeder Song ins Ohr, das Gespür von Grace für schmissige Nonchalance bleibt abonniert. At War with the Silverfish gerät so in Summe auch kurzweilig und unkompliziert- verpufft jedoch ohne tatsächliche Langzeitwirkung oder relevantes Gewicht, fordert wenig und entlohnt emotional überschaubar. Man wird einfach zu schnell vergessen haben, dass man diese EP während des Konsums durchaus gut findet – nicht aber, dass man sie mit dem allgegenwärtigen Eindruck hört, dass hier mit einem die Konturen schürfenden Reifeprozess samt der Förderung etwaiger kreativen Reibungspunkte ein sehr gute Platte drinnen gewesen wäre.

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