Laura Jane Grace – Hole In My Head
Hole in My Head: Acht Jahre nach dem bis dato letzten Against Me!-Album Shape Shift With Me sprudeln die Songs nach wie vor mit einer nebensächlichen Leichtigkeit in der Solo-Diskografie von Laura Jane Grace hervor.
Die beiden nominellen Plattformen auseinanderzudividieren macht zwar ohnedies nur bis einem gewissen Grad Sinn – weswegen es in vielerlei Hinsicht vernünftiger scheint, Hole in My Head einfach als insgessamt 12. Studioalbum von Grace zu deklarieren – doch subjektiv stimmt es eben auch, dass die unter Solo-Namen veröffentlichten Platten der 43 jährigen nie ganz das Gewicht ihrer Band-Alben erzeugen konnten.
Woran sich übrigens auch mit den 11 Songs in 26 Minuten, die Hole in My Head hinter einem an Portugal. The Man oder The Blood Brothers erinnernden Artwork daherkommen, wenig ändert.
Stichwort Artwork. Dieses bildet das laut Beipackzettel prägende Motiv des Albums ab: bisher war nur die Kopfregion von Grace’s Haut ohne Tattoos ausgekommen – die übrigens allesamt von den Meistern Gakkin und Kenji Alucky stammen und im Verbund mit ihrem Körper selbst von ihrer Trägerin als eine Art Dreieinigkeit verstanden wollen werden.
Passend dazu lassen sich auch die Songs von Hole in My Head gefühlt in drei Kategorien einteilen, denen eine gewisse unverbindliche Nebensächlichkeit gemein ist.
Da sind zum Ersten die Ausreißer, die den spartanischen Sound mit einer ungeschliffen eingefangenen Bandbesetzung bespielen: der Titelsong Hole in My Head („Head! Head!„) ist ein flotter, straighter und stimmungsmachender Punkrocker, so eingängig wie simpel und unangestrengt von Grace aus dem Handgelenk geschüttelt, während sich Birds Talk Too etwas kantiger und zackig zurücklehnt. Beide Stücken sind unweit von Against Me! verortet und beiden fehlt es im direkten Vergleich eben an Druck und Wucht, doch als asketische Fingerübung mit Potential und Können gehen sie absolut klar.
Zum Zweiten folgen die ähnlich ausgerichteten, aber noch reduzierter inszenierten Nummern: I’m Not a Cop als Rockabilly’n Roll genügt ein wenig Gerassel und ein archetypischer Basslauf, um den tollen, weil so roh und hingebungsvoll keifenden Gesang auf ein 50s-Podest zu stellen, derweil Punk Rock in Basements poppiger angelegt klatscht und Keep Your Wheels Straight den fast entschleunigten Nachhall dazu darstellt und Mercenary entschleunigt poltert.
Und zum Dritten gibt es dann noch Stücke, die praktisch Solo-Acoustic-Skizzen darstellen. Das beschwingte Dysphoria Hoodie ist ebenso wie Cuffing Season oder Hard Feelings ein gefällig eingängiges, aber eben rasch vergessenes Singer-Songwriter-Kleinod mit netter Melodik, wo Tacos & Toast und Give Up the Ghost dergestalt melancholischer und ruhig schunkeln.
Wirklich schlecht ist das alles in seiner nichtsdestotrotz homogenen, aber erst ab dem zweiten Drittel seiner Spielzeit wirklich auf eine Linie findenden Verlauf niemals – richtig stark aber eben auch nie, obwohl praktisch jeder Song als Instant-Ohrwurm greift. Dazu fühlt sich vieles zu sehr nach rudimentären Demo-Status an, sind die (von Grace selbst eingespielten) Drums und die Lead-Gitarren zu austauschbar gestrickt, lassen die Songs Raffinesse vermissen und fungieren eher wie gustiöse, aber kaum satt machende Happen im Werk der Künstlerin. Was mehr kurzweiiligen Spaß macht, als es aus anderen, weniger charismatischen Händen serviert, erwarten dürfte. Mit Fanbrille zwischen den Punkten aufgerundet bedeutet dies:
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