Mastodon – Stairway to Nick John

von am 23. April 2019 in Single

Mastodon – Stairway to Nick John

Womöglich pietätlos, es derart empathielos festzuhalten, doch so emotional motiviert die Veröffentlichung von Stairway to Nick John auch für Mastodon als Menschen und Freunde sprechen mag, so obsolet ist die Neuaufnahme des Led Zeppelin-Evergreens letztendlich aus kreativer Sicht.

Nick John war Manager, Freund und Fan der Band, die ihre Beweggründe für dieses auf 1500 Einheiten limitiertes Record Store Day-Release am besten selbst zusammenfasst: „In early September 2018 we lost one of our closest friends and our biggest fan, our manager Nick John. He was essentially the band’s Dad. From our highest highs to our lowest lows he was always there. Every single move we made went through him first as our trust in him was marrow deep. His favorite band besides us and Gojira, was Led Zeppelin. We were asked to perform “Stairway to Heaven” at his funeral. Afterwards, finding out that someone had recorded it, we figured we should record a studio version and release it on RSD as a tribute to Nick with all the proceeds to be donated to pancreatic cancer research. We would not be the band we are today without the help of Nick John. We miss him dearly and think of him always. We love you buddy“.

Besagte Aufnahme des Tributs bei der Beerdigung findet sich nun hinter einem großartigen Coverartwork an zweiter Stelle der Stairway to Nick John 10“: Eine reduziert inszenierte, zurückgenommene Interpretation, die das Original mit wenigen Mitteln gefühl- und würdevoll nachahmt. Das lässt andächtige Einkehr zu, obgleich die Soundqualität natürlich äußert suboptimal ist, weil man die Aufnahme von der Beerdigung doch nicht verfälscht wiedergeben wollte. „At first, we were like, „Let’s do an acoustic version!“ I was playing bongos … and then we listened back to it and we were like, „What are we doing? Let’s just do the actual version!“ erinnert sich Brann Dailor.
Was als dokumentierende Momentaufnahme auch ohne Wiederspielwert ob der Aufnahmequelle (Gojiras Joe Duplantier ließ sein Handy mitlaufen) taktvoll funktioniert. Weswegen allerdings die davor gestellte Studioaufnahme noch deutlicher derart redundant das Original kopiert, lässt dann schon ein bisschen ratlos zurück – hier diktiert offenbar einfach der Kontext die zu konventionelle Annäherung, obwohl die Band etwa in der trippigen Artwork-Wahl erfrischend unorthodoxe Wege abseits der Tradition aus dunklem Schwermut bedient.

Sicher, es ist technisch gut eingespielt und Dailor zeigt (auch mit leicht entrückendem Effekt auf der Stimme) als absoluter Star der Nummer zudem einmal mehr, dass er der wohl geschmeidigste Sänger der Band ist, lässt eine weichere Melodie an die Stelle jeglicher Angriffslust treten, wo er Robert Plant selbstverständlich niemals das Wasser reichen kann. Schön zu hören, klar. Aber der Mehrwert tendiert abseits der Handwerkskunst und stimmungsvollen Atmosphäre gegen Null, sieht es schon als Triumph an, absolut respektvoll nicht an dem überlebensgroßen Led Zeppelin-Stück zu scheitern.
Was so auch gelingt, doch hat die brave, subtile Version von Mastodon dadurch eben auch kaum eigenständigen Charakter zu bieten, imitiert einen unzerstörbaren Klassiker routiniert und solide, aber eben auch ohne Inspiration, Mut oder Ambition, und wirkt dadurch leider austauschbar und gefällig. Weswegen man die Aufnahme als eine weitere auf Nummer sicher gehende Interpretation einer unzählige Male gecoverten Nummer deswegen dem Original vorziehen sollte, bleibt deswegen offen. Denn schlecht ist das natürlich absolut nicht – aber doch so überraschungsarm bocköde. Und Langeweile ist bekanntlich etwas, dass sich das gerne polarisierende Quartett ansonsten selten bis nie vorwerfen lassen muss.
Insofern gelingt den zuvor (von den Melvins bis zu Thin Lizzy) schon weitaus eigenständigere Verneigungen abgeliefert habenden Mastodon mit Stairway to Nick John ein zweckdienliches Stück Freundschaftsdienst – ganz nüchtern betrachtet aber eben auch kaum mehr. Oder anders: Taucht die Nummer in einem random wiedergegebenen Trip durch die gesamte Diskografie der Band auf, wird man sie kaum skippen. Aktiv ansteuern wird man sie jedoch selten bis nie.

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3 KommentareKommentieren

  • SteBo - 19. Mai 2019 Antworten

    Kann diese sehr negative Rezension nicht nachvollziehen und auch gar nicht teilen. Finde die Coverversion sehr gelungen und hörenswert

  • Oliver - 21. Mai 2019 Antworten

    Ganz abgesehen davon, dass eine sehr negative Rezension tatsächlich deutlich weniger wohlwollend ausgefallen wäre: Für mich persönlich fehlt bei einem möglichst nahe am Original bleibenden, relativ uninspiriert und ambitionslos vorgehenden Abpausen eines Originals eben doch der individuelle Reiz, der Mehrwert und eigentlich auch der grundlegende Sinn einer Cover-Version.
    Aber abgesehen davon: So ist das halt mit unterschiedlichen Meinungen – insofern also nichtsdestotrotz noch viel Vergnügen mit dieser Interpretation!

  • Ronny - 29. Oktober 2021 Antworten

    Rhetorisch gut geschriebene Rezension aber leider ohne Mehrwert.
    Inhaltlich sicher aber doch nur wieder eine weitere von Vielen.
    Da kann sich das Rezensierte Werk doch deutlich vom Review abheben ob der nicht unwichtigen Tatsache, dass der Erlös der Platte einem sehr guten Zweck zugute kam.
    Pietätlose Rezension ohne Mehrwert.
    Rhetorik ganz groß!

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