Missouri Executive Order 44 – Salt Sermon

von am 9. September 2024 in Album

Missouri Executive Order 44 – Salt Sermon

1938 wurden die Mormonen per Gesetz zu Feinden des Bundestaates Missouris erklärt. Davon handeln die 15 Minuten der elf Songs auf Salt Sermon, dem keine Gefangenen machenden Debütalbum von Missouri Executive Order 44.

Durchzogen von (gelegentlich den irren Zug der Platte schon auch dezent kontraproduktiv ausbremsenden) soundtechnisch im Industrial entfremdeten klerikalen Samples (Mormonen-Sermonen oder Sonntagsschul-Predigten, am bizarrsten in Form des Mitmach-Enthusiasmus Get on Your Knees and Fight Like a Man), übertrifft die vierköpfige Bqnd aus Independence dabei die hohen Erwartungen, die ihre schon tolle, aber noch nicht derart konsequent ausformulierte 2023er EP Seventeen Dead in Caldwell County etablierte.
Vom brutal schiebenden The Unbuckling weg dominieren Missouri Executive Order 44 das konzeptuelle, muskulöse, drahtige Chaos aus Screamo, Noiserock, Sass-, Grind- und Mathcore nämlich hysterisch flehend, keifend und lamentierend, mit einer energischen wendigen Gewalt irgendwo im beinahe idealen Schulterschluss aus Daughters und Botch, direkt hin zu den 00er Jahren.

Jarom Johnson (Vocals), Malachi Hatch (Drums / Vocals), Elos Olsen (Guitar / Samples / Vocals) und Esau Fullmer (Bass / Vocals) fallen in Attacken wie dem bolzend-rasenden, wüst im Punk rockenden I Would Kill Anyone for You förmlich über sich und ihre Songs her, reißen das Steuer der Strukturen unberechenbar umher bis der Closer They Built a Bass Pro Shop in our Zion sich zähflüssig zum Sludge schleppt,  und holen im hyperaktiven Titelsong auch noch Ardeth Young ans Mikro.
Überladen ist Salt Sermon dennoch (natürlich) nicht. Gerade am Stück funktioniert die Platte als niemals verkopfte, sondern instinktive Geschichtsstunde vielmehr schnell und heavy absolut direkt zündend. Der Spannungsbogen lässt selbst in den Verschnaufpausen kaum nach und trotz der kurzen Spielzeit ist da eine eine breite, durchdacht aufgefächerte Basis, die den Reiz im Wechsel der Form aus vom Band kommenden Bremsvorgängen und in harscher Furiosität beschleunigenden Ventilen stets hoch hält. Allesamt Dinge, die dieses Debüt entlang der tollen Produktion und einer zähnefletschenden Performance zu einem ergiebigen, regelrecht progressiven HIIT-Rundumschlag für die Szene machen. Und einem veritablen Jahres-Highlight.

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