Motörhead – We Play Rock ‚N‘ Roll: Live at Montreux Jazz Festival ’07

by on 30. Juni 2023 in Livealbum

Motörhead – We Play Rock ‚N‘ Roll: Live at Montreux Jazz Festival ’07

Sie wollen sie lauteste Band sein, die je auf dem Festival gespielt habe, posaunen Motörhead hinaus – und lassen der Ansage schweißtreibende Taten folgen – die Nachlassverwaltung von Lemmy und Clude Nobbs holen den Mitschnitt We Play Rock ‚N‘ Roll: Live at Montreux Jazz Festival ’07 endlich ganz offiziell aus den Archiven.

Mit dem Momentum der beiden starken Alben Inferno und Kiss of Death im Rücken zimmerten Motörhead für ihre 2007er Tour eine fabelhafte Setlist, die mehr als einen veritable Querschnitt durch die Diskografie der Briten bot: nicht nur alle unverzichtbare Hits samt dem triumphalen Finale in Form der unverzichtbaren Übersongs Ace of Spades und Overkill bietend, sondern neben dem Phil Lynott gewidmeten („My hero – and he should be yours too!“) Bob Seger-Cover Rosalie in der Thin Lizzy-Version (wenig überraschend nahtlos vereinnahmt übrigens) auch einige veritable Geheimfavoriten (wie gerade Whorehouse Blues als einen der besten Songs der Motörhead‘schen Geschichte, der vor lauter gefälligem Mitmach-Klatschen des Publikums jedoch beinahe zur gemütlich schunkelnden Entspannungsübung mutiert) auffahrend, spielt die Band in Montreux gefühlt mittels einer besonders unter Strom stehenden Spiellaune…

…was nun, auch durch einen wirklich toll konservierten Klang, der kräftig, druckvoll, klar und dringlich aus den Boxen föhnt, die Stimmung des Publikums zudem bisweilen regelrecht enthusiastisch einfangend, auch heute noch, über eineinhalb Dekaden später, eine unmittelbare Euphorie auszulösen vermag.
Die Performance der Band ist dabei geradezu atemlos furios, ebenso tight wie lässig und räudig streuend wie unmittelbar packend, rund eineinhalb Stunden mit enormen Unterhaltungswert an der Stange haltend.

Mehr noch: Alleine der Einstieg rund um Stay Clean fetzt sondergleichen, das hymnische Gitarrenspiel von Phil Campbell entwickelt spätestens im romantischen Be My Baby eine epische Zeitlosigkeit, die sich vielleicht in Iron Fist am gnadenlosesten entlädt. Mikkey Dee hinter der Schießbude versorgt dazu mit einer beispiellosen Energie die ihresgleichen sucht, gerade in den metallischen Ausflügen Name the Tragedy und vor allem im vogelfreien Drumsolo von Sacrifice („If you dance to this, you will not have children later in life!“) gipfelnd geifernde Münder hinterlässt, derweil Lemmy röhrend am Gaspedal steht, als gäbe es kein Morgen: pure Leidenschaft, legendäres Tagesgeschäft.
Kurzum: We Play Rock ‚N‘ Roll: Live at Montreux Jazz Festival ’07 ist zwar in vielerlei Hinsicht Business as usual für Motörhead, doch klingt nichts hier nach Routine oder Pflichtprogramm. Viel eher scheint der unorthodoxe Rahmen dem Trio eine hungrige Machtdemonstration abgerungen zu haben – die nun definitiv aus der mitunter inflationär gewachsenen Masse an Live-Alben der Band herausragt.

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