Mount Kimbie – MK 3​.​5: Die Cuts | City Planning

von am 13. November 2022 in Album

Mount Kimbie – MK 3​.​5: Die Cuts | City Planning

Der nummerierende Titel von MK 3.5: Die Cuts | City Planning suggeriert es bereits: 5 Jahre nach Love What Survives ist die Zeit noch nicht reif für das vierte Studioalbum von Mount Kimbie.

Stattdessen gibt es auf OutKast-Pfaden eine Demonstration der unterschiedlichen Entwicklungspfade von Dom Maker und Kai Campos, indem 3.5 mit Die Cuts und City Planning gewissermassen zwei konträr ausgelegte Seiten einer Medaille zeigt, jeweils eine federführend getragen von einer Hälfte des Duos.
Die Cuts gehört Maker und weckt schon ungehört mit einer hochkarätigen Stafette an prominenten Features Interesse: mit Gästen wie Danny Brown, Slowthai, Wiki, James Blake oder Liv.e decken die beinahe ausnahmslos mit Vocals begleiteten Tracks eine Bandbreite von Trap und Rap (unaufdringlich und atmosphärisch einnehmend, aber zwanglos) bis zum smoothen Contemporary R&B (sehr gefühlvoll – aber meist auf B-Seiten-Niveau der Gäste betörend) ab, und funktionieren dabei immer stimmungsvoll, wenngleich tatsächliche Highlights ausbleiben und das Schaulaufen eher angenehm begleitet.
Dass die instinktiven Gerüste von Maker sich mit melodischer Auftrittsfläche und relativ einfach gestrickt als unkomplizierte Leinwände im Hintergrund anbieten, macht die Sache ohne Reibungsfläche eben auch relativ gefällig und unspektakulär. Trotzdem: auf unterwältigende Weise ist das absolut versiert und solide, geschmackvolles Easy Listening für den Hintergrund.

Grundlegend interessanter ist dagegen Campos‘ City Planning, das aus rein instrumentalen Skizzen besteht, und wie im ausnahmsweise ausformulierten Zone 1 (24 Hours) – wo zu viele andere Tracks hier nur kurze Fragmente bleiben – als tüftelnde Elektronik bis zum Club und Techno mit latentem Actress-Vibe wandert.
Auch auf dieser Hälfte (und vor allem dem leider wirklich egalen Schlusspunkt Human Voices) der Platte hat man allerdings das Gefühl, das die beiden Mount Kimbie-Hälften getrennt voneinander weder konsequent all in gehen, noch für sich stehend einen tatsächlichen Albumfluß jenseits der Compilation-Attitüde anbieten, sondern eher oberflächliche Präferenzen andeuten, und deswegen auch einfach nicht so gut sind, wie wenn die zwei Briten gemeinsame Sache machen und sich ein wenig kontrastreicher gegenseitig herausfordern.
MK 3.5: Die Cuts | City Planning ist so keineswegs redundant (oder auch nur so schwach, wie es die durchschnittliche Wertung hier womöglich suggeriert), aber eben auch nur bedingt spannend, schlüssig oder effektiv – weswegen man dazu neigt, die versammelten 59 (durchaus kurzweiligen) Minuten weniger als Album, sonder eher wie zwei ihr jeweils eigenes Ding durchziehende, aber unfertig bleibende Tech-Demo-EPs für enorm versierten Producer-Skills wahrzunehmen. Als Methadonprogramm unter falschem Banner (bis zu einem vollwertigen vierten Studioalbum oder konsequent durchgezogenen Alleingängen) geht das jedoch durchaus klar.

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