My Dying Bride – For Darkest Eyes

von am 20. Februar 2022 in Livealbum

My Dying Bride – For Darkest Eyes

Die VHS von 1997 hat damit wohl (wieder einmal und endgültig) ausgedient: Die UK-Doom-Legende My Dying Bride veröffentlicht mit For Darkest Eyes den Mitschnitt ihrer in Fankreisen schon auch ikonisch betrachteten Liveshow aus Krakau neu.

Nach dem Popularitätsschub rund um ihr paradigmenwechselndes Drittwerk The Angel & the Dark River, der die Band bis ins Vorprogramm von Iron Maiden hob, zeigten sich My Dying Bride am 3. Jänner 1996 in Polen (mit Anathema als Support Act) in Bestform: Launig und lamoryant nölend, exzellent growlend spielten sich Aaron Stainthorpe und Co. zehn Songs oder knapp 73 Minuten entlang einer würdevollen Haltung mit prominenter gewordener Violine durch ihr damaliges Repertoire, reicherten die Grandezza ihrer angestammten Weltschmerz-Heaviness vor einem euphorischen Publikum mit einer folkloristischeren Theatralik an, und bestachen vor allem in den giftiger zupackenden Szenen ihrer Frühphase.
Gut, die Synthfanfaren in The Crown of Sympathy können da mittlerweile soundtechnisch schon etwas antiquiert und billig wirken, doch besitzen zeitlose Klassiker wie The Thrash of Naked Limbs immer noch einen Referenzwert, der den Standard im Gothic-affinen Doom mitdefinierte.

Die Vorzüge des Mitschnittes dürften allen My Dying Bride-Fans freilich längstens bekannt sein – zumal es seit der VHS-Version ja mehr als eine spendable Neuauflage der Konzertaufnahme gab.
Die nunmehrige Version in Form eines CD/DVD-Bundles (ein visuell zeitgenössisches Medium macht aufgrund des Alters des Ursprungsmaterials mutmaßlich offenbar keinen Sinn?) samt später im Jahr folgender Vinyl-Platte (als Erscheinungsform eine Premiere für For Darkest Eyes) fühlt sich trotzdem angemessener an, als die meisten dieser im Vorbeigehen zubereiteten Re-Releases: Hier bekommt ein Zeitdokument die verdiente Aufmerksamkeit, kann für sich alleine stehen, nimmt physischen Raum ein.
Und obwohl die DVD dann auch (zugegebenermaßen ein latentes Kraut-und-Rüben-Potpourri-Flair verströmendes Aroma entwickelnd) einiges an Material zu bieten hat – essentiell bleibt dennoch die archaisch festgehaltene Show, deren Gravitation man sich kaum entziehen will. Kann man sich als Anhänger also durchaus (wieder, nochmal oder endlich) ins Regal stellen.

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