No Devotion – No Oblivion

von am 21. September 2022 in Album

No Devotion – No Oblivion

Die zugegebenermaßen/ unverdienterweise ein wenig in Vergessenheit geratenen No Devotion sind mittlerweile auf die Trio-Besetzung geschrumpft, kehren sieben Jahre nach der vermeintlich einmaligen Zusammenkunft Permanence durch No Oblivion aber unerwarteterweise mit einem Zweiwerk zurück, das erstaunlich gefestigt, voll und selbstsicher in sich ruhend wirkt.

Geoff Rickly, Lee Gaze und Stuart Richardson legen die Synthwelt No Oblivion atmosphärischer vom Alternative Rock des Vorgängers an, agieren elegischer und imaginativer, sphärischer aufgelöst treibend und die Spannungen im homogenen Fluß beinahe subversiv anziehend, nichtsdestotrotz unaufgeregt und abgeklärt.
Die Hooks und Melodien reichen immer noch in die Schnittmenge aus A City by the Light Divided und No Devolución, artikulieren diese rund um einen stimmlich in absolut erhabener Hochform agierenden Rickly aber wie elegant zwischen Ulver und softe Carpenter Brut – oder als melancholisch aus der Depression aufbrechender Kontrast zur aggressiven Wut von First Light – gebettete Griffigkeiten, die einen wohligen Schönklang (abseits einer gewissen Gleichförmigkeit, die letzten Endes bleiben wird) in spannende, dynamische, immer wieder nicht nur aufopferungsbereit, sondern auch energisch fordernde Formen führt.

Kontemplativ sinnierend legt sich Starlings exemplarisch hingebungsvoll in die Hymnik des düsteren Chrorus, die Gitarren dröhnen in voluminöser Sehnsucht, bevor der Titelsong den 80er-affinen Retro-Futurismus expliziter in Szene setzt, den Refrain über einen beinahe apokalyptischen Abgrund poltern lässt, derweil die Grandezza verträumt sägend funkelt. Das gedrosselte A Sky Deep and Clear wächst im kristallinen Ambient-Herzschlag und flirtet mit dem Industrial in der Bridge, findet aber danach ein zerfahrenes Mäander. Love Songs from Fascist Italy steigert sich weich und gefühlvoll zur hingebungsvollen Dringlichkeit, während das Doppel aus The End of Longing und Endless Desire den Synthpop zelebriert – erst schunkelnd beschwingt, dann ätherischer, meditativer und von The Cure träumend.
Repeaters schnippt als Zeitlupewellengang zu vagen Tendenzen des R&B, und In a Broken Land destilliert im sinistren Timbre das allgegenwärtige Goth-Flair, das hier in aller Behaglichkeit anmutig verglüht. Danach ist das am Cover angelegte Licht am Ende des Tunnels zwar nur bedingt erreicht, weil die kurzweiligen 38 Minuten dorthin weder die erfüllende, noch die auslaugende Intensität erzwingen, die für die pure Katharsis nötig werden – doch funktioniert No Oblivion gerade im einen sanften Konträr-Verbund mit seinem Vorgänger schlüßig, macht aus No Devotion sogar ein bisschen ein so kohärent in sich geschlossenes, assoziatives kleines Gesamtkunstwerk, das so – ganz egal, wie die Zukunft der Band aussehen wird – ganz sicher nicht mehr in Vergessenheit geraten wird.

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