Obituary – Dying of Everything

von am 21. Januar 2023 in Album

Obituary – Dying of Everything

Das Artwork von Dying of Everything ist ein weiterer Remix von Mariusz Lewandowski (RIP!), während das elfte Studioalbum von Obituary dazu als thrashiges Oldschool-Death-Fest früh im Jahr für den vielleicht witzigsten Albumtitel 2023 kandidiert.

Nach einer legendären Anfangsphase in der Karriere bis Mitte der 90er haben auch einige darauffolgenden durchwachsene Werke dem guten Ruf von Obituary nicht geschadet – dass satte sechs Jahre Pause seit dem rundum überzeugenden selbstbetitelten 2017er-Werk ein Problem darstellen könnten, war insofern auch nicht zu befürchten.
Tatsächlich ist Dying of Everything ein typisches Obituary-Werk geworden, zuverlässig und doch auch endlich wieder gewohnt angriffslustig. John Tardy hat seine besten Zeiten vielleicht hinter sich, intoniert aber immer noch als Genre-Adel. Die Band dahinter spielt ohne innovative Ambitionen, das Formelheft jedoch effektiv verinnerlicht habend im satten Groove – all die knackigen Riffs (die man zugegeben zu einem Gutteil exakt gleich schonmal alleine in der Slayer-Diskografie gehört hat und die hier nun wenig variabel oder originär zehnmal sehr ähnlich dekliniert werden) hungrig und kraftvoll hinausschleudernd, mit viel Power und direkter Energie, straight und catchy, in einem tollen, gleichzeitig leicht modernisierten und doch auch organisch aus der Zeit gefallenen Sound, der eine angenehm ungeschliffene Nahbarkeit praktiziert.

Ja, Dying of Everyhthing mag vorhersehbares Business As Usual sein, macht aber (gerade in den thrashigen, schnelleren Stücken) einfach ziemlich unkomplizierten Bock und füllt den Kanon der Band im obersten Qualitäts-Drittel. Gerade in den rasanten Szenen wie dem triumphalen Ohrwurm-Einstieg Barely Alive, Weaponize the Hate oder Torn Apart gelingt der Florida-Kombo einfach eine verdammt unterhaltsame Hatz.
Die gediegeneren Stücke (wie etwa das herrlich grimmig und böse stapfende War, das Hardcore-affine Without a Conscience, das seine Endorphine im Nu Metal suchende The Wrong Time oder Be Warned als beste Vertreter ihrer Zunft) neigen dagegen zur repetitiven Trägheit, wo einige Songs in den mittleren beiden Vierteln der Platte ohnedies zu wenig Eindruck hinterlassen, außerdem gekürzt werden hätten können, und man nach und nach das Gefühl hat, alles essentielle auf Dying of Everything schon vor dem Finale im routinierten Verlauf gehört zu haben. Man hätte ein (manchmal sehr) gutes Album insofern gerne auf eine herausragende EP destillieren dürfen.

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