Pig Destroyer – Mass & Volume

von am 15. September 2014 in EP

Pig Destroyer – Mass & Volume

Nun auch in physischer Form erhältlich: zwei bereits im Frühling für kurze Zeit digital veröffentlichte Outtake-Brocken aus den ‚Phantom Limb‚-Sessions, die die rasenden Grindcorekaiser Pig Destroyer auf ihre zermürbende Slo-Mo-Seite ausgebremst zeigen.

Dass das Doppel aus dem knapp 19 minütigen Leviathan ‚Mass & Volumes‚ und dem immer noch auf stattliche sechseinhalb Minuten Spielzeit ausgebreiteten ‚Red Tar‚ überhaupt noch ans Tageslicht gespült wurden hat einen tragischen Hintergrund: Der Relapse-Mitarbeiter Pat Egan verstarb, die von ihm betreuten Bands begannen Geld für den College-Fond seiner Tochter zu sammeln. Pig Destroyer taten dies mit zwei Stücken, die nach dem Abschluss der Sessions zum 2007er Meisterwerk ‚Phantom Limb‚ entstanden, ursprünglich auch tatsächlich als Appendix zum Album erscheinen sollten. Eine Idee, die durch den Weggang von Schlagzeuger Brian Harvey aber erst verzögert, dann aufgeschoben, dann [bis auf weiteres] aufgegeben wurde.
Die vorerst rein rein digital verfügbare EP kann sich nun aber wer schnell ist ab sofort auch in limitierter Auflage in CD (2000 Stück) und Plattenregal (3500 Stück in drei verschiedenen Farben) stellen. Vordergründig werden dies all jene nicht-puristischen Hardcorefans sein, die sich auch die aus der Grind-Reihe tanzende Exkursion und knapp halbstündige Ambientreise ‚Natasha‚ besorgt haben. Denn als Überbrückungshilfe zum Nachfolger des 2012er KotzbrockensBook Burner‚ haben die ansonsten auf kurze Ausbrüche spezialisierten Amerikaner einen ähnlich aus dem Grindcoreraster fallenden Vertreter  aus der Mottenkiste geholt, der ‚Phantom Limb‚ nicht nur eine zusätzliche Fußnoten abringt, sondern sich mit dem ehemaligen Schlagwerker als grundierenden Taktgeber auch abseits des eigentlichen Hohheitsgebietes abermals als Meister der schleppenderen Töne  in Erinnerung rufen.

Das titelgebende Monster startet als dunkler Sunn O)))-Feedback-Drone, der kaum was mit dem davor eingespielten regulären Album zu tun hat. Nach knapp 4 Minuten beginnt sich ein fieser Doombrocken siechend aus den Ambientflächen aufzubauen, der gar nicht erst versucht sich aus der Zeitlupe zu lösen und stattdessen beharrlich auf Momentaufnahmen einprügelt. Das bestialisches Gekreine von J. R. Hayes festigt die Nähe zu Khanate oder Thou, rührt einen Morast aus Abscheu und Hass an, der ab der 12-Minutenmarke kurz antäuscht an Fahrt aufzunehmen, nur um doch langsam in ein sphärisches Meer aus zurückgenommenen Synthieschören und Sprachsamples zu kippen. Danach lassen Pig Destroyer das Gebilde über schwellenden Rückkoppelungen ausbluten und züchten gleichzeitig eine Pestbeule, die einem nicht den Gefallen tut aufzuplatzen, aber in OM’scher Inerlichkeit verglüht.
Danach ist ‚Red Tar‚ schon beinahe eine zugängliche Wohltat, etwas näher dran am sonstigen Schaffen der Band, indem Scott Hull und Co. rund um ein heavy Sludgeriff grooven. Die Trademarks der Band sind alleine wegen des wieder vertraut wirkenden Distortion-Gebells von Hayes stärker präsent, womit ‚Red Tar‚ als Metalversion der Band dort weitermacht, wo Pig Destroyer sich immer wieder als Fans und Verinnerlicher der Melvins-Discography erwiesen haben.
Dass das spontan entstandene ‚Mass & Volume‚-Duo im Gefüge vom ‚Phantom Limb‚ letztendlich keinen Platz auf gefunden hat macht also durchaus Sinn – zumal sich die beiden Songs im separaten Kontext passgenau ergänzen und ihren finsteren Rausch beklemmend dicht entfalten. „It serves as a great epilogue to that particular era of the band“ – kann man genau so unterschreiben. Während man also darauf wartet, dass die wieder einmal neu besetzten Pig Destroyer (seit 2013 ja mit Drummer Adam Jarvis‘ Cousin John am Bass[!] als Quintett unterwegs) erste Studio-Kostproben ihrer aktuellen Inkarnation unter das Fansvolk treiben ,darf durchaus auch darüber spekuliert werden, welche Perlen die Derwische einem sonst noch über die letzten Jahre hinweg vorenthalten haben.

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